Carretera Austral in Chile – Roadtrip in Patagonien

Carretera Austral per FahrradDie Carretera Austral ist eine beliebte Touristenstraße über 1350 km Länge von Puerto Montt bis Villa O´Higgins im Süden vom chilenischen Teil Patagoniens. Sie war ursprünglich als Schotterpiste sehr abenteuerlich und führt durch sehenswerte Landschaften der Anden und eine ganze Reihe von Nationalparks und Naturreservaten.

Wir sind 2018 einen Teil der Carretera Austral (ca. 600 km) im Rahmen unserer großen Radreise per Fahrrad gefahren und beschreiben hier unsere Eindrücke, geben aber auch konkrete Empfehlungen für interessante Alternativ-Routen.

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Inhaltsübersicht

 

 

 

Die geografische Lage der Carretera Austral

Im Süden von Südamerika teilen sich die Länder Chile und Argentinien die Großregion Patagonien. Hier befindet sich die gesamte Carretera Austral auf chilenischem Territorium und schlängelt sich in Nord-Süd-Richtung mehr oder weniger mitten durch die Gebirgskette der Anden, dem südlichen Teil der Kordilleren.

Durch das Geländeprofil und die klimatischen Bedingungen in dieser abgelegenen Region war sowohl der Bau der Straße als auch die Erhaltung und Modernisierung stets ein Unternehmen mit ungewöhnlich hohem Aufwand.

Wo immer der Bau der Straße technisch bisher nicht möglich oder zu aufwändig war, sorgen Fähren für eine Verbindung. Das ist im Süden von Puerto Montt an drei Stellen der Fall:

  • Caleta La Arena – Caleta Puelche
  • Hornopirén – Leptepú
  • Fiordo Largo – Caleta Gonzalo

Ebenfalls lässt sich die Reise ab Villa O`Higgins Richtung El Chaltén auf der argentinischen Seite weiter fortsetzen, indem man zwei weitere Fähren nutzt:

  • Villa O`Higgins – Candelario Mancilla
  • Fähre über den Lago del Desierto

Lesetipp: Der Los Glaciares National Park in Patagonien

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Die Straßenbeschaffenheit

Die Carretera Austral entstand im Wesentlichen in den 70er Jahren unter Pinochet und ermöglichte erstmalig den Zugang zu der südlichen Region des Landes auf dem Landweg. Sie sollte die Unabhängigkeit vom Nachbarn Argentinien gewährleisten. Denn in den 60ern entbrannte ein Konflikt zwischen beiden Ländern um den Lage del Desierto, der sich auch erst in den 90ern auflöste.

Ursprünglich bestand der gesamte Straßenbelag durchgängig aus Schotter. Seit einigen Jahren wird die teils massiv ramponierte Straße sukzessive durch Asphalt oder Beton ersetzt und somit ein Stück intensiver für den Tourismus erschlossen.

Insbesondere für Reiseradler sind/waren das gefürchtete Waschbrettprofil und der teils lose Schotter sehr mühsam zu befahren, auf manchen Passagen sogar nicht fahrbar.

Den motorisierten Verkehr kümmerte das weniger: Das Fahrwerk mit Federung und Stoßdämpfer und die relativ breite Auflagefläche der Räder sowie der relativ geringe Luftdruck in den Reifen kommt mit den üblen Passagen ohne Probleme gut klar. Des Weiteren fahren viele Einheimische stark motorisierte geländegängige Pickups mit Allradantrieb.

Ein weiterer Nachteil des Schotters ist die enorme Staubentwicklung. Je größer und schneller das Fahrzeug, desto heftiger ist die Staubwolke, die sie aufwirbeln. Als Radler schluckt man hier viel Staub, denn die meisten Fahrer reduzieren ihre Geschwindigkeit nicht, wenn sie an den Radlern vorbeiziehen.

Lesetipp: Der Pamir Highway in Tadschikistan

Unsere Videos auf YouTube zur Schotterpiste:     Clip1     Clip2

 

 

Die Landschaft entlang der Carretera Austral

Der Hauptgrund für die Beliebtheit der Straße ist natürlich die Landschaft. So erlebt man die Gebirgsketten der Anden, zahlreiche Seen, Wasserfälle, Gletscher, heiße Quellen, Spuren von Vulkanismus, Fjorde und urwüchsige Botanik. Bei der Botanik beeindrucken vor allem die riesigen Blätter der Nalcas (Mammutblatt), die über lange Strecken den Weg säumen.

Unsere Videos zur Landschaft an der Carretera Austral auf YouTube:

Clip1     Clip2

Daneben erlebt man mit ein wenig Glück einige außergewöhnliche Tierarten (Guanako, Wildpferde, den Andenkondor, Murmeltiere, und vieles mehr), eine wilde urwüchsige Botanik und mit absoluter Sicherheit ein ungewöhnlich raues, wildes Klima mit heftigem Wind.

Lesetipp: Der Wind in Patagonien

Unser Video auf YouTube:   Raupe

Unser Video zur Botanik auf YouTube:    Clip

Unser Video über Wildpferde auf YouTube:    Clip

 

 

Die Nationalparks

Von Norden nach Süden passiert man eine ganze Reihe Nationalparks und Naturreservaten auf der Carretera:

  • Nationalpark Hornopirén
  • Parque Pumalin
  • Parque Nacional Lago Rosselot
  • Parque Nacional Queulat
  • Reserva Nacional Lago Las Torres
  • Parque Nacional de Lastarria
  • Reserva Nacional Rio Simpson
  • Reserva Nacional Coyhaique
  • Reserva Nacional Cerro Castillo
  • Reserva Nacional Tamango
  • Parque Nacional Laguna San Rafael
  • Parque Patagonia
  • Parque Nacional Bernado O´Higgins

Meist durchfährt man diese Nationalparks auf der Straße und genießt die Landschaft um einen herum. Doch nicht alles erschießt sich einem von der Straße aus.

So lassen sich innerhalb der Parks per Wanderung oder per geführter Tour noch Top-Sehenswürdigkeiten oder ausgesprochene Highlight besichtigen. Dazu zählen unter Anderem:

  • der Ventisquero Colgante Hängegletscher im Parque Nacional Queulat
  • die Wanderung auf den Cerro Castillo im Reserva Nacional Cerro Castillo
  • die Wanderung auf dem Exploradores Gletscher im Parque Nacional Laguna San Rafael
  • die Besichtigung der Capillas de Marmol (Ausspülungen in den Felsen) auf dem Lago General Carrera
  • der Ort Caleta Tortel
  • der O`Higgins Gletscher

 

 

Die Carretera Austral per Fahrrad

Insbesondere unter Reiseradlern ist die Carretera Austral sehr beliebt. Ohne Frage ist das Landschafts-Erlebnis bei einer Reise per Fahrrad am intensivsten. Wenngleich einem der schwierige Schotter bei viel Gepäck am Fahrrad ordentlich zusetzen kann.

Durch die sukzessive Asphaltierung der Straßendecke wird die Hemmschwelle für viele weniger hart gesottene Radler sinken und der Tourismus wird noch weiter zunehmen. Die Befahrung wird deutlich erleichtert und die Staubbelastung wird verschwinden.

Aber nicht nur Reiseradler schätzen diese Touristenstraße: viele Motorradfahrer, Campervans und geländegängige Wohnmobile sind in der Hauptsaison hier unterwegs.

 

 

Der Tourismus auf der Carretera Austral

Das herbe Klima und die mäßige Infrastruktur machen die Region wenig attraktiv. Daher findet sich nur sehr wenig Zivilisation, je weiter man Richtung Süden fährt. Die wenigen Einwohner sind aber perfekt auf den Tourismus eingestellt. Das ist Segen und Fluch zugleich:

Es gibt Übernachtungsangebote, Gastronomie, Einkaufsmöglichkeiten und Ausflugs-Angebote, aber die Preise sind stellenweise an der Schmerzgrenze.

Chile hat den touristischen Wert der Carretera Austral mittlerweile erkannt und baut die Region aktuell gezielt für einen Massentourismus aus. Das schadet dem Geldbeutel zukünftig noch mehr und reduziert das Erlebnis von außergewöhnlicher Abgeschiedenheit. Damit sinkt der Wert dieser Touristenstraße nach unserer Auffassung gewaltig.

 

 

Das Klima

Betrachtet man die Lage der Carretera Austral auf der Weltkugel, dann wird schnell klar: Das Klima muss hier relativ ungemütlich sein. Die Nähe zum Südpol sorgt für Kälte, die Lage in den Anden für hohe Niederschlagswerte und die Nähe zum Pazifik für unglaublich heftige Winde, wenn auch nur in den Sommermonaten. Weil uns dieser starke Wind so sehr beeindruckt hat, beschreiben wir ihn in einem separaten Artikel:

Der Wind in Patagonien

Die Reisezeit beschränkt sich auf den Südsommer und somit auf die Monate Dezember, Januar und Februar. Dann sind Temperatur und Tageslänge sehr günstig. Bleiben die starken Winde, die einem tatsächlich so massiv zusetzen können, dass Radeln an manchen Tagen unmöglich wird und Camping nur mit Sturm-stabilem Zelt machbar ist.

Insgesamt ist das Wetter auch sehr wechselhaft. So kann man, ähnlich wie in Irland oder Neuseeland, an einem Tag alle 4 Jahreszeiten erleben. Aus sonnigen 40 °C ohne Wind können ganz schnell 15 °C bei eisigem Wind und geschlossener Wolkendecke werden. Ebenso schnell kann der Wind drehen und aus dem angenehmen Rückenwind wird urplötzlich ein unüberwindbarer Gegenwind mit Sturmstärke.

Unsere Videos zum Wind auf YouTube:      Clip1     Clip2

 

 

Alternativ-Routen zur Carretera Austral

Wir sind nicht die gesamte Carretera Austral, sondern lediglich das 610 km lange Teilstück von Villa Santa Lucia bis Puerto El Maitén abgefahren.

Dabei erfolgte die Anfahrt nach Villa Santa Lucia von argentinischer Seite über Bariloche, Trevelin und Futaleufu auf der CH-231 und die Fortsetzung unserer Route ab Puerto El Maitén über Chile Chico auf der CH-265 Richtung Argentinien.

Die Landschaft auf den erwähnten Nebenstrecken (CH-231 und CH-265) hat uns deutlich besser gefallen als manches Teilstück auf der Carretera Austral. Daher dehnen wir die Beschreibung der Route hier ein wenig aus:

Von Bariloche kommend, lohnt sich dabei zunächst der Nationalpark Los Alerces auf argentinischer Seite, den wir in einem separaten Artikel näher beschrieben haben:

Der Los Alerces Nationalpark

Folgt man hinter Trevelin der R-259 Richtung Futaleufu und Villa Santa Lucia, dann erlebt man ein sehenswertes Bergpanorama und am Lago Yelcho tatsächlich eine Fjord-ähnliche Bergkulisse.

Unser Video  auf YouTube:    Lago Yelcho

Noch stärker fasziniert die Landschaft auf der CH-265 zwischen Puerto El Maitén (an der Carretera) und Chile Chico (an der Grenze zu Argentinien). Schroffe Gebirge am Nordufer des Lago General Carrera (der auf argentinischer Seite Lago Buenos Aires heißt), einige tief eingeschnittene Felsschluchten mit Wildbächen, Wasserfälle und die Laguna Verde mit ihrem türkisfarbenen Wasser machen aus diesen 120 km Strecke tatsächlich ein Panorama-Highlight. Einziger Wermutstropfen sind die vielen Höhenmeter auf den gesamten 120 km: insgesamt kommen dort über 3000 Höhenmeter zusammen, teils sind die Anstiege bzw. Abfahrten dabei extrem steil und sehr radlerunfreundlich.

Bei Chile Chico lohnt sich noch ein Abstecher in das Jeinimeni Naturreservat im Hinterland: eine ca. 40 Meter hohe Felssäule, die Piedra Clavada, steht dort mitten in der sonst steppenartigen, flachen Landschaft.

Im Vergleich dazu wirkte die Landschaft entlang der Carretera Austral über größere Passagen zwar auch sehenswert, aber bei Weitem nicht so spektakulär.

Gleichzeitig ergeben sich bei unserer Routen-Variante weitere Vorteile:

  • man erspart sich die zum Teil superteuren Fähren (insbesondere zwischen Villa O`Higgins und El Chaltén zahlt man heftige Preise)
  • man erspart sich die Anfahrt über die eher uninteressanten Großstädte Osorno und Puerto Montt sowie den intensiven Verkehr bis Puerto Montt.

Daher empfehlen wir alternativ zur kompletten Carretera Austral (von Puerto Montt bis Villa O´Higgins) die Anfahrt über Bariloche und Futaleufu und die Umgehung der beiden Fähren bei Villa O´Higgins über Chile Chico und die RN40 in Argentinien bis nach El Chaltén.

 

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Lesetipps:

Chile per Fahrrad – Unser Reisebericht

Reiseinfos Chile

Tipps für Radreisen in Chile

 

 

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