Eine Bretagne-Radreise ist ein Streifzug durch zerklüftete Felsenlandschaft und die französische Lebensart. Es gibt viel zu erleben: alte urige Dörfer, Menhire (Hinkelsteine), tosende Brandung, das Baguette, den Rotwein und die liebenswerten Bretonen.
Uns hat die Bretagne so gut gefallen, dass wir zweimal mit den Fahrrädern und einmal mit dem Kajak unseren Urlaub hier verbrachten.
Der Reisebericht über unsere Bretagne-Radreise:
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Die Bretagne
Die Bretagne hat geografisch eine sehr exponierte Lage im Atlantik. Die wilde Brandung hat von allen Seiten leichtes Spiel und nagt seit Urzeiten an der gesamten Küstenlinie. So ist die Bretagneküste heute überaus zerklüftet und das macht diesen Landesteil Frankreichs zu einem der beliebtesten Reiseziele in Europa.
Natürlich hat die Bretagne auch im Inland einiges zu bieten, aber die Küste ist sicher der landschaftliche Höhepunkt der Region. Organisiert man seine Bretagne-Radreise als Rundtour und fährt dabei die gesamte Küstenlinie von Quiberon im Süden bis St. Malo im Norden ab, dann kommen ca. 1400 km Strecke zusammen. Genug Programm für eine Fahrradreise über drei bis vier Wochen.
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Deine Reisevorbereitung – ein Leitfaden
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Die Bretagne per Fahrrad erkunden
Wer einen gut ausgeschilderten Radweg entlang der Felsenküste sucht, der muss sich noch ein wenig gedulden. Frankreich bietet zwar schon so etwas wie ein Radwegenetz, allerdings fehlt es noch an zentraler Abstimmung und Koordination als Gesamt-Konzept. Aktuell arbeiten da einige Initiativen landesintern am Ausbau dieses Wegenetzes. Wir dürfen also hoffen.
Bis dahin bieten sich einige EuroVelo-Routen und regionale Radwege an. Es ist nur etwas mühsam, sich aus dem Angebot eine komplette Reiseroute zusammen zu stellen.
Alternativ funktioniert aber auch die Routensuche auf eigene Faust, indem du gezielt ruhige Nebenstraßen zu einer Route verbindest. Insbesondere entlang der Küste bleibt dir gar nichts anderes übrig. Bis auf einige kernige Anstiege erhältst du auf diese Art aber eine erlebnisreiche, landschaftlich traumhafte Reiseroute.
Besonders reizvoll sind dabei die Passagen, die dem motorisierten Verkehr versperrt bleiben. Dort geniest du besonders viel Ruhe und erlebst hautnah Felsenküste und tosende Brandung.
Lesetipp: Radwegenetz Europa – Radroutenplaner aller Länder
Die Halbinsel Quiberon
Auf der Halbinsel Quiberon im Süden der Bretagne führt ein sandiger Fußweg über viele km dicht an einer besonders sehenswerten, zerklüfteten Felsenkante entlang.
Dieser Weg ist auch mit Rad und Gepäck bis auf wenige Schiebepassagen gut fahrbar. Da ist ein intensives Landschaftserlebnis garantiert.
Gleich im Norden der Halbinsel findest du in der Nähe der Stadt Carnac zahlreiche Menhire: prähistorische Gräber (Dolmen) und Megalithen in endlos langen Reihen oder als „Steingehege“ angeordnet aus der Zeit 4000 v. Chr. Obelix und seine Hinkelsteine lassen grüßen.
Die Vielseitigkeit der Küste
Ein Fischerdorf nach dem anderen lädt zur Besichtigung ein, wenn man an der Küste der Bretagne entlang radelt. Allesamt sind es kleine Städte oder tatsächlich Dörfer mit einem kleinen zentralen Dorfplatz, einer alten Kirche und einem Fischerhafen.
Nicht selten schmiegen sich diese Dörfer zwischen die Felsen und bieten einen Sandstrand für ein ausgiebiges Bad in der Brandung.
Mit etwas Glück erlebst du auch den Fischmarkt im Dorf oder die Senioren beim abendlichen Boules-Spiel und ihrem Gläschen Rotwein. Die französische Lebensart wird dich auch in ihren Bann ziehen. Du wirst sehen.
Zur französischen Lebensart gehört auch das gemütliche Essen im Restaurant zu später Stunde. Typisch für die französische Küche ist dabei die Auswahl zwischen verschiedenen Menüs mit mehreren Gängen. Stelle dich auf eine etwas längere Wartezeit ein, bis der erste Gang serviert wird. Das ist normal.
Und wie soll es anders sein: Natürlich dominiert an der Küste frischer Fisch die Speisekarte: „La menu aujourd´hui: des Moules“. Auf einer Terrasse mit Meeresblick schmecken sie dann am besten, die Muscheln in Weißweinsauce.
Natürlich hatten wir auch unseren Camping-Kocher dabei und haben selber gekocht. Auf Dauer ist die französische Gastronomie nämlich viel zu teuer für unser Reisebudget.
Lesetipps:
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Bunker aus finsteren Zeiten säumen im Norden der Bretagne noch sehr zahlreich die Küstenwege. Sie werden wohl als Mahnmal noch lange existieren.
Einige dieser Exemplare versinken langsam im Sandstrand oder stehen schon weit vor der Küste im Wasser. Daran lässt sich auch sehr gut ablesen, wie stark die Brandung des Atlantik hier an der Küste nagt.
Ähnliches geschieht im dänischen Jütland an der Westküste. Dort hat man einen Leuchtturm mit spektakulärer Historie vor dem sicheren Abrutschen ins Meer bewahrt, indem man dieses Denkmal an eine andere Stelle transportierte.
Die Geschichte um diesen Leuchtturm und die größte Wanderdüne Europas zum Nachlesen:
Ein besonderes historisches Highlight an der nördlichen Küste ist Fort la Latte. Es ist eine Burgfestung aus dem 13./14. Jahrhundert mit bewegter Geschichte, die besichtigt werden kann.
Gleich unterhalb der Ruine lässt es sich hervorragend in den zerklüfteten Felsen herumklettern. Die Felsen sind hier zwar allesamt nicht sehr rutschig, aber auf festes Schuhwerk solltest du dennoch achten. Und natürlich auf die Brandung. Denn eine zu große Nähe zur Wasserkante wird schnell mit einer ungewollten Dusche in einer der Gischt-Fontänen bestraft.
Einen kleinen Fußmarsch entfernt, liegt westlich der Burgruine das Cap Fréhel, eine vorstehende Landspitze mit spektakulärer Steilküste und einem Leuchtturm.
Besonders spannend ist hier das Treiben der vielen tausend Möven, die auf einem unmittelbar vor der Küste stehenden Felsen leben und brüten. Die permanente Lärmkulisse der Möven ist hier sogar eindringlicher als der Signalton des Leuchtturms auf dem Cap.
Die Cote de Granit Rose
Ein Küstenstreifen besonderer Schönheit ist die „Côte de Granit Rose“ im Norden der Bretagne: Rosa gefärbter Granit säumt hier die ganze Küste in unterschiedlichsten Formen und Größen.
Besonders lohnenswert ist eine Befahrung dieser Küste mit dem Kajak. So entdeckt man diese einzigartige Felsen-Kulisse vom Wasser aus und genießt eine atemberaubende Aussicht. Für ausgedehnte Ausflüge ist hierbei allerdings die Abstimmung der Paddelzeiten mit dem Gezeitenkalender dringend anzuraten. Und eine fachkundige Begleitung solltest du dann als Paddel-Neuling auch dabei haben.
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Aber auch per Fahrrad kommst du an der Cote de Granit Rose voll auf deine Kosten. So kannst du auf deiner Bretagne-Radreise die schmalen Wanderwege nutzen, die auf weiten Strecken mittig durch diese skurrile Landschaft führen.
Ansonsten laden die Felsformationen natürlich auch zum Klettern und Herumstreunen ein. Manche Felsen haben sogar Namen erhalten, wie z. B. „Napoleons Hut“.
Und das wohl bekannteste Haus der Bretagne steht ebenfalls hier. Eingepfercht zwischen den Granitfelsen steht es wie kein anderes Gebäude für diese urwüchsige Landschaft.
Wir haben die Cote de Granit Rose in einem separaten Artikel näher beschrieben:
Die Möwen gehören ebenso untrennbar zur Felsenküste wie das Meer. Sie bauen ihre Nester in den Klippen und verlieren bei der Futtersuche schon mal die Scheu vor dem Menschen.
So ließ sich mancher Vogel fast aus der Hand füttern, wenn man nur geduldig genug etwas Baguette anbot.
Apropos Baguette:
Wer dieses französische Stangenbrot nicht probiert hat, war nicht in Frankreich. Ofenfrisch vom Bäcker schmeckt es am besten. Und das gleich mehrmals am Tag. Denn es gehört nicht nur zum ausgedehnten Frühstück, sondern wird tatsächlich zu jeder Mahlzeit und zu jedem Anlass gereicht.
Die Franzosen
Die Franzosen sind überaus gastfreundlich und hilfsbereit. Auf der Suche nach einem Platz fürs Zelt wurden wir auf unserer Bretagne-Radreise nicht selten eingeladen, im privaten Garten zu zelten. Dann war ein gemeinsames Dinner fast obligatorisch. Wir steuerten dann stets eine Flasche Rotwein zum Essen bei. Der Rotwein gehört in Frankreich schließlich genauso zum kulinarischen Standard wie das oben erwähnte Baguette.
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Einige Franzosen sind den Deutschen gegenüber noch sehr reserviert. Doch immer, wenn wir unsere französischen Sprachkenntnisse zum Einsatz brachten, dauerte es nicht lange, und die anfängliche Distanz wich einer übergroßen Herzlichkeit. Zudem sind die Franzosen begeisterte Radsportler. Und wenn wir von unserer Bretagne-Radreise erzählten, war das Interesse immer groß.
Du solltest also auch einen kleinen Wortschatz in Französisch draufhaben, wenn du nach Frankreich reist. Es wird dir hoch angerechnet, da sei dir sicher. Es kann sogar passieren, dass dich die alten Herrn abends auf die Teilnahme an ihrem geliebten Boule-Spiel im Dorfzentrum einladen.
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Fazit unserer Bretagne-Radreise
Kein anderes Verkehrsmittel eignet sich besser für die Erkundung der Bretagne, als das Fahrrad. So erlebst du diese urwüchsige Naturlandschaft mit allen Sinnen und in der passenden Geschwindigkeit: nämlich ohne Eile.
Übrigens hält auch die Normandie östlich der Bretagne einige Highlights bereit. Du kannst also ohne Weiteres deine Radreise entlang der Küste Richtung Osten fortsetzen und beispielsweise Saint-Malo und Le Mont-Saint-Michel in dein Besichtigungsprogramm mit einbeziehen.
Die Fülle an Highlights und die Erlebnisdichte legen nahe, dass du in der Bretagne genug Programm für mehrere Radreisen vorfindest. So erging es uns jedenfalls. Wir waren schon dreimal in dieser Region auf Tour und werden wiederkommen.
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