Albanien-Nord per Fahrrad 2015 – Reisebericht

Ablaniens BergeAm 28.08.15 erreichten wir per Fahrrad, von Montenegro kommend, Albanien-Nord. Hier wollten wir über Shkodėr, Puke und Kukes radeln und das Land Richtung Kosovo wieder verlassen.

Unsere Tipps für Radreisen in Albanien.

Unser Reisebericht über Albanien-Nord:

 

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Unsere Route durch Albanien-Nord auf OpenStreetMap

Albanien-Nord

© OpenStreetMap-Mitwirkende

 

Freitag, 28.8.15

Die Grenz-Abwicklung ging schnell und effizient vonstatten. Die ersten Kilometer in Albanien-Nord erlebten wir dann wie den Sprung in eine andere Welt: Sinti und Roma lagerten am Wegesrand, mehr Pferdefuhrwerke und Mofas mit Lastkarren als Autos auf der Straße, alle grüßten uns, alle 500 m säumten mehrere heruntergekommene und überquellende Müllcontainer den Straßenrand, wilde Hunde stöberten in den vielen Müllbergen nach Essbarem und als Behausungen für die Anwohner dienten Wohnprovisorien und Baracken aus Holz und Plastikmüll.

Wir fuhren unsere erste größere Stadt an: Shkodėr. Hier begegneten uns auch die ersten Moscheen, wo vom Minarett zum Gebet aufgerufen wurde, wenn auch nur per Moschee in AlbanienLautsprecher. Obwohl es sich um eine größere Stadt handelt, war das Radfahren hier deutlich entspannter als in unseren bisherigen Reiseländern auf dem Weg durch Europa. Alle Autofahrer nahmen Rücksicht und hielten Abstand. Auch im Kreisverkehr gab es keine heiklen Abbiegemanöver und kein Gehupe. Dafür grüßten uns wieder viele.

Große Supermärkte gibt es nicht, eher kleine Straßenläden. Wir suchten einen Bike-Shop und fragten uns durch. Nach mehreren unterschiedlichen Wegweisungen und drei Ehrenrunden gaben wir dann auf. Als wir die Stadt später verließen, fanden wir mehr zufällig in einer kleinen Straße eine Art Fahrradwerkstatt. Es gab sogar Fahrradketten (lose als „Salat“ gelagert in einer der vielen, kleinen Schubladen) und wir prüften, ob für uns wohl eine passende dabei ist, denn demnächst stand der erste Kettenwechsel an. Dann kam wie aus dem Nichts ein netter Anwohner herbei und dolmetschte unseren Albanisch-Englisch-Dialog. Nach dem Kauf wollte er dann Geld haben für seine Dienste. So ist das hier wohl in Albanien-Nord.

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Wir hatten geplant, Albanien hier im Norden Richtung Kosovo zu durchqueren. Also ging unser Weg durch Mirditė, eine sehr gebirgige Landschaft. Und das versprach viele Höhenmeter. Vor dem ersten Anstieg suchten wir uns also hinter Shkodėr bei tiefer Dämmerung zwischen den Feldern einen ruhigen Platz fürs Zelt.

Nachts wurden wir dann plötzlich von lautem Zischen direkt neben unserem Zelt geweckt. Wir vermuten, es war eine Schlange, denn kein anderes Tier fiel uns zu diesem Geräusch ein. Nur gut, dass unser Innenzelt noch keine Löcher hatte. Ansonsten war es ruhig in der Nacht.

Samstag, 29.8.15

Um 7 Uhr wurde es um unser Zelt dann sehr geschäftig und wir dachten, gleich gibt es mächtig Ärger, weil wir nicht beim Farmer gefragt hatten vor dem Zeltaufbau. Und tatsächlich waren einige Arbeiter auf dem Feld zugange und auch der Eigentümer war zu sehen. Doch statt des befürchteten Ärgers wurden wir freundlich begrüßt und erhielten vom Bauern erstmal eine Handvoll Feigen und Weintrauben aus der eigenen Ernte. Da waren wir doch sehr erleichtert und freuten uns.

Unser Weg Richtung Mirditė führte zunächst an vielen kleinen Läden und Verkaufsständen entlang, was natürlich zum Kaufen einlud. So landete dann auch ein großer Eimer Frischkäse auf unserem Gepäckträger. Und dann ging es hoch in die Berge. Um nicht zu viel Gewicht mit in die Berge zu schleppen, ließen wir vorher noch Wasser ab, denn 6 Liter erschien uns zu viel Reserve.

Das sollte sich allerdings schnell als Fehler erweisen: Der erste Aufstieg war schweißtreibend und zog sich über viele Stunden. Das war bei der sengenden Hitze ohne Schatten und dieser Windstille wahrlich kein Vergnügen. Und es gab zwischendurch auch keine Möglichkeiten zum Auffüllen der Flaschen. Normalerweise ist das ja kein Problem, solange man einen Autofahrer unterwegs ansprechen kann. Doch hier in den Bergen fuhr noch nicht einmal alle 3 Stunden ein Fahrzeug.

Kurz vor Ende unserer Wasserflaschen, nach der ersten Talfahrt gab es dann endlich eine Bar in wilder Natur und für uns das ersehnte Wasser. Da hatten wir nochmal Glück gehabt.

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Das Bergauf-Schieben und die insgesamt 890 Höhenmeter zehrten sehr an unseren Kräften. Wir machten nicht viel Strecke und suchten noch vor Puke einen Zeltplatz.

Sonntag, 30.8.15.

vor PukeHeute stand Puke auf dem Plan. Ein kleines Dorf mit vielen Geschäften entlang der Hauptstraße. Wir lernten den Pfarrer kennen, wurden im Dorf zur Attraktion des Tages und bekamen einen Kaffee spendiert. Beim Fischessen tauschten wir mit dem Restaurantbesitzer Wörter in Albanisch und Deutsch aus und hatten einen Heidenspaß.

Nach 3 Bier brachen wir dann endlich auf und glücklicherweise ging es nur noch schiebend den nächsten Pass hoch bis zum Zeltplatz. Der Alkoholspiegel wäre für eine anspruchsvolle Serpentinen-Fahrt viel zu hoch gewesen.

Beim Zähneputzen abends fiel bei Annett dann ein Inlay aus der Kauleiste. Damit stand für die nächste Stadt ein Zahnarzt-Besuch auf dem Programm.

Montag, 31.8.15

Frisch gestärkt durch den Quasi-Pausentag gestern ging es weiter die Pässe hoch und runter. Landschaftlich ist Mirditė sehr alpin: steile, eng beieinander stehende Berge bis 2000 Meter Höhe. Man pendelt auf der Straße stets zwischen 300 und 900 Meter Höhe und genießt stets eine unbeschreibliche Aussicht. Leider sind die Abfahrten meist sehr steil, Serpentinen-reich und die Fahrbahn oft voller Steinschlag von den letzten Erdbeben und somit sehr brems-intensiv.

Und heute gab es dann auch den zweiten Plattfuß. Ein kleiner Riss im Schlauch ohne erkennbare Fremdeinwirkung von außen. Da hilft der beste Pannenschutz im Mantel nichts.

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Ich hatte gerade mit der Reparatur begonnen, da näherte sich ein Rudel wilder Hunde und beobachtete unser Treiben sehr neugierig. Glücklicherweise waren sie allesamt sehr friedlich bis zu unserer Abfahrt.

Dienstag, 1.9.15

Wir dachten, der Weg bis Kukes ist nicht mehr weit. Man sieht die Stadt schon vom Pass aus in relativ kurzer Entfernung im Tal und denkt, in 20 Minuten ist man da. Doch weit gefehlt: Die Straße macht einen Schlenker nach Süden und nach einer Abfahrt bis ins Tal erfolgt ein erneuter Anstieg in einen weiteren Pass. Das war jetzt doch frustrierend. Irgendwann kann man keine Pässe mehr sehen und mit 740 Höhenmetern alleine heute und 3000 Höhenmetern in Summe über die letzten vier Tage wuchs der Wunsch nach Flachland.

Die letzten 4 km bis zum Ort mussten wir dann die Autobahn benutzen; eine andere Straße gab es nicht. War aber nicht mal halb so gefährlich wie die Straßen in Kroatien oder Montenegro. Der Verkehr nahm auch hier wieder sehr viel Rücksicht.

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Radeln auf der AutobahnUm 16 Uhr waren wir dann endlich in Kukes. Erster Job: einen Zahnarzt suchen für die Behandlung bei Annett. Wir fragten in der Apotheke. Die nette Dame wusste Bescheid und zeigte uns per Auto den Weg durch die Innenstadt bis zum Arzt. Das war wie Eskorte-Fahren: Die Stadt-bekannte Apothekerin vorneweg und 2 bepackte Reiseradler mit deutschem Fähnchen dahinter.

Das Wartezimmer war voll und die Ärztin lehnte die Behandlung ab, weil sie zu beschäftigt war. Also wieder Eskorte-Fahren bis zum nächsten Zahnarzt. Hier hatten wir mehr Glück: 5 min warten, Inlay einkleben, fertig. Kostenlos, ohne Termin. Respekt. Überrascht war Annett auch von der Praxis-Ausstattung: Alles war auf dem neuesten Stand (und sie kann das schließlich beurteilen als Zahntechnikerin).

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Dann stand Einkaufen an. Ein Passant zeigte uns die besten Geschäfte in den kleinen Seitengassen. Und plötzlich wurden wir umlagert von neugierigen Kindern, die alles an unseren Rädern anfassen und ausprobieren wollten. Wir hatten unsere Mühe, aus dem Pulk wieder zu entkommen. Und wir dachten, das wäre nur in Indien so. Weit gefehlt. Zufrieden mit den erledigten Dingen fuhren wir weiter und suchten uns einen Zeltplatz.

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Mittwoch, 2.9.15

Glücklich, die Berge endlich hinter uns zu haben, fuhren wir heute ganz entspannt Richtung Kosovo. Und wieder trafen wir beim Wasser-Auftanken Albaner, die in Deutschland gearbeitet hatten und die uns spontan einluden auf einen Kaffee. Was für ein gastfreundliches Land. Um 13 Uhr erreichten wir die Grenze Albanien-Kosovo. Und weiter ging unsere Reise Richtung Prizren im Kosovo.

Weiter geht es im Artikel  Kosovo 2015.

Resümee Albanien-Nord

Insgesamt waren wir fünf Tage in Albanien-Nord unterwegs und haben dabei auf einer Strecke von 155 km in Summe 3200 Höhenmeter bewältigt. Der Verkehr ist rücksichtsvoll, die Menschen sehr freundlich. Es gibt kaum Autos. Sehr angenehm auf Radreisen.

(Nach unserer Reise durch die Republik Kosovo und Nordmazedonien sind wir später weiter südlich erneut nach Albanien eingereist: siehe Artikel  Albanien-Süd 2015).

 

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