Türkei per Fahrrad 2015/2016 – Reisebericht

Radreisen in der TürkeiAm 9.12.15 sind wir per Fahrrad, von Griechenland kommend, in die Türkei eingereist. Hier wollten wir bis Mersin an der Mittelmeerküste entlang radeln, dann durchs Inland über Kappadokien bis an die Schwarzmeerküste übersetzen und das Land im Osten  Richtung Iran wieder verlassen.

Doch es kam etwas anders. Tatsächlich wählten wir Georgien als nächstes Reiseland. Wie es dazu kam, schreiben wir weiter unten.

Unsere Tipps für Radreisen in der Türkei.

Unser Reisebericht über die Türkei:

 

* Dieser Beitrag enthält Werbelinks.

 

Unsere Route durch die Türkei auf OpenStreetMap

Türkei

© OpenStreetMap-Mitwirkende

 

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Mittwoch, 9.12.15.

die GrenzeEinen eisigen Gegenwind und 8 °C hatten wir heute. Aber wir gaben Gas und waren um 9 Uhr an der Grenze. Die letzten 10 km fuhren wir Autobahn. Es gibt keine andere Straße.

Die Abwicklung der Aus- bzw. Einreise war hier schon deutlich komplizierter als zwischen den bisherigen Reiseländern: Man muss viermal den Pass abgeben, überquert im Niemandsland eine Brücke mit vier bewaffneten Grenzposten und muss den Grenzbeamten auf der Landkarte zeigen, welche Route man exakt fahren wird. Zwischen den einzelnen Stationen schlängelt man sich durch endlos lange LKW-Schlangen hindurch. Und dann ist man in der Türkei.

Die Straße bis Kesan war breit und bestand aus einem rustikal groben Asphalt-Flickenteppich mit Schotterfeldern. Gut, dass wir stabile Laufräder haben, sonst hätten wir arge Sorgen um die Bruchstabilität gehabt.

Lesetipp: Das perfekte Reiserad finden

Auch die Steigungen waren kernig: Die Straße führt nicht um den Berg herum, sondern schnurgerade darüber. Etwas verfroren suchten wir Windschutz an einem Restaurant und wurden spontan hereingebeten. Es gab einen exklusiven Sitzplatz an der Heizung, eine Kanne heißes Wasser und eine heiße, scharfe Suppe, die Annett im Osten unter dem Namen „Flecke“ kannte. Nach dem Verzehr verriet mir Annett, was das weiche, Fett-artige in dieser Suppe war: Euter! Nach dieser Suppe war mir dann richtig heiß.

In Kesan beschafften wir uns türkische Lira. Kurz hinter Kesan suchten wir dann einen Zeltplatz. Das Zelt war aufgebaut und alles war eingeräumt, da bemerkte ich beim Aufstützen mit der Hand, dass der Boden flächendeckend mit diesen kleinen, tückischen Dornen übersät war, die uns vor einigen Wochen schon in Griechenland ein Leck in der Schlafmatte erzeugt hatten. Und um unsere Schlafmatten vor neuen Löchern zu schützen, kroch ich jetzt unters Zelt und versuchte, alles Mögliche unter die Liegeflächen zu schieben: Isofolie, unsere Sitzpads, usw. Und wir beteten, das das ausreicht.

Donnerstag, 10.12.15.

Dornen unter der SchlafmatteWir hatten Glück gehabt. Unsere Matten waren noch dicht. Beim Zeltabbau zählten wir dann in Summe 138! Dornen, die im Zeltboden bzw. den untergeschobenen Schutzfolien steckten. Auch in unseren Reifen steckten 4 Dornen.

Der Gegenwind der letzten Tage schob uns heute als Rückenwind Richtung Süden und verhalf uns zu 56 km Tagesstrecke. Dabei waren viele Anstiege zu bewältigen, insbesondere im Milli Park, einem kleinen Mittelgebirge. Die Straße hatte ab Kesan guten Asphalt und einen breiten Seitenstreifen bei relativ wenig Verkehr. Die Abfahrten waren ein Genuss: Mit dem Rückenwind und der geraden Straßenführung gelang uns mehrfach eine Geschwindigkeit über 50 km/h. In einem Straßenabschnitt mit Radarkontrolle bremste ich sogar in voller Abfahrt, weil ich Sorge hatte, geblitzt zu werden. Das gab es noch nie, bisher.

Es war eisig kalt, sobald man nicht mehr mit dem Wind fuhr. Da brauchten wir für die Pausen ein Wind-schattiges Plätzchen. Und wieder wurden wir hereingebeten, bekamen einen Platz am Heizstrahler und einen heißen Tee in die Hand.

Die Zeltplatzsuche fiel heute aus, weil uns eine Gruppe Arbeiter ansprach und einlud, im Garten vor dem Wohncontainer der Firma das Zelt aufzubauen. Und eine Dusche boten sie uns an. Als ob sie Wünsche von den Augen ablesen konnten. Was sich dann entwickelte, war ein unvergesslicher Abend: Wir wurden zum türkischen Essen eingeladen, obwohl wir uns gerade einen Topf Reis gekocht hatten, konnten WiFi und PC benutzen, tranken in großer Runde Tee und übten uns in türkischer Sprache. Annett spielte mit den Männern später Rummy und in der Nacht gab es noch Kuchen.

Lesetipp: Zeltplatzsuche – was du wissen solltest

 

Freitag, 11.12.15.

Es hatte nachts gestürmt und geregnet. Morgens mischten wir uns unter die Arbeiter und organisierten unser Frühstück ausnahmsweise mal mit elektrischem Komfort aus deren Küche.

Nach einem herzlichen Abschied ging es dann um 12 Uhr mit eisigem Rückenwind weiter Richtung Canakkale durch eine weitläufige Hügellandschaft mit viel Landwirtschaft. Ab Gelibolu wurde die Straße schlechter; das bremste uns zeitweise etwas. Waren wir dann zu langsam, drückte der eisige Wind unangenehm in den Rücken. Und es gab nur selten eine windgeschützte Ecke für eine Pause.

Samstag, 12.12.15.

CannakkaleHeute ging es zunächst mit der Fähre über die Dardanellen nach Canakkale. Gleichzeitig verließen wir dadurch Europa und befanden uns nun in Asien. Die Dardanellen verbinden das Mittelmeer mit dem Schwarzen Meer. Dementsprechend waren viele Hochseeschiffe hier unterwegs.

In Canakkale gingen wir auf Besichtigungstour in Hafennähe. Charakteristisch für die Stadt: unzählige kleine Geschäfte, dazwischen ebenso viele Imbissläden und Cafes, viele junge Leute (Canakkale ist Universitätsstadt) und neben anderen Sehenswürdigkeiten insbesondere das Trojanische Pferd (die Filmrequisite aus dem Film „Troja“ mit Brad Pitt).

Supermarkt in der TürkeiAuf der Suche nach einem Supermarkt wurden wir von Nuri angesprochen, erhielten einen heißen Tee in seinem Geschäft und nach einer halben Stunde waren wir eingeladen, über Nacht bei ihm und seiner Familie zu bleiben.

Es folgte ein netter Abend in der warmen Stube sowie das Angebot einer heißen Dusche und einer Waschmaschine. Das war wie vorgezogene Weihnachten für uns.

Sonntag, 13.12.15

KilitbahirUrsprünglich wollten wir heute weiter Richtung Süden fahren. Doch auf die Empfehlung von Nuri, uns die Ruinen und Mahnmale der Kriegsgeschichte um Kilitbahir anzusehen, blieben wir einen weiteren Tag hier, fuhren mit der Fähre wieder zurück auf die europäische Seite der Türkei und machten eine Besichtigungstour per Rad ohne Gepäck.

Auf der Landspitze um Kilitbahir ließen im 1. Weltkrieg 250.000 Soldaten ihr Leben. Viele Bauwerke und Ruinen sowie Gedenkstätten und Friedhöfe lassen nachempfinden, was hier geschehen ist. Wir schafften nur einen Teil der gesamten Runde, waren aber dankbar, mal einen Tag ohne Gepäck radeln zu können.

Noch eindrucksvoller wurden uns die dramatischen Kriegsgeschehnisse vermittelt, als wir später auf unserer Radreise in Wellington auf der Nordinsel von Neuseeland das Te Papa Museum aufsuchten.

Das Museum Te Papa in Neuseeland

 

Ein Großteil der Opfer stammte nämlich aus Australien und Neuseeland, die seinerzeit als Verbündete von Großbritannien in einen Krieg gezogen wurden. Und für Neuseeland war dieser Militär-Einsatz eines der schlimmsten Ereignisse in der Geschichte des Landes.

Zum Abendessen im Kreis der Familie von Nuri gab es Manti, eine türkische Nudelteig-Spezialität.

Montag, 14.12.15

Nach herzlicher Verabschiedung in großer Dankbarkeit fuhren wir mit Rückenwind weiter Richtung Izmir auf einer neuen, breiten Schnellstraße durch eine nette Hügellandschaft. Der Wind war wieder eisig, doch im Windschatten schaffte die Sonne mittags „warme“ 10 °C. Ab 15 Uhr wurde es rasant kühler und abends sogar frostig.

Dienstag, 15.12.15

Zelten bei FrostBei eisiger Kälte erlaubten wir uns, später aufzustehen. Landschaft, Räder und Zelt waren so dick mit Raureif bedeckt, dass es wie eine dünne Schneeschicht wirkte. Und mit Sonnenschein und Rückenwind ging es ab 10:30 Uhr weiter.

In Ayvacik bogen wir auf Empfehlung von Nuri Richtung Küstenstraße ab. Hier wurde die Landschaft plötzlich wieder sehr reizvoll: Berge und felsige Hügel säumten den Weg.

Vor Assos wurden wir von Maren und Atilla angesprochen. Maren war selber mit dem Fahrrad in Südafrika gewesen und die beiden luden uns spontan zur Übernachtung  in ihr Haus ein. Weil es schon dämmerte und wieder empfindlich kalt wurde, nahmen wir dankbar an.

Und so saßen wir gemütlich bei Kaminfeuer und heißem Tee bis in die Nacht zusammen, genossen die Beköstigung durch zwei Hobbyköche, lernten einiges über das Leben in der Türkei und erhielten viele Tipps für unsere Route.

Mittwoch, 16.12.15

Nach einem traumhaften Frühstück, dem Austausch der Kontaktdaten und einer herzlichen Verabschiedung fuhren wir hinunter an die Küste und weiter Richtung Edremit. Das Vorwärtskommen auf dieser fürchterlichen Buckelpiste war sehr mühsam: Viele kurze Anstiege und der rustikal grobe Straßenbelag ließen nur eine geringe Geschwindigkeit zu und es schüttelte unsere Packtaschen permanent durch. Dafür wurden wir häufig im Vorbeifahren gegrüßt und Annett bekam von den Erntehelfern sogar eine Tüte Mandarinen als Wegzehrung in die Hand gedrückt.

Später auf der Schnellstraße lief es wieder besser. Die Straße führte an der Küste entlang. Zum Inland hin hatten wir stets den Blick frei auf das Gebirge „Kaz Dagi“. Die Orte sind dort förmlich in den steilen Berghang gebaut.

Donnerstag, 17.12.15

Heute machte uns ein extremer Gegenwind aus Nordost das Fahrradfahren zur Hölle. Die 27 km bis Edremit sollten uns einige Stunden beschäftigen. Mehr als die Hälfte davon mussten wir schieben, weil uns die Windböen oft bis an den Bordstein drückten.

starker WindIn einer kurzen Pause kippte eine Windböe dann auch noch mein Fahrrad mit derart viel Wucht um, dass die Lenkertasche aufging und der gesamte Inhalt auf dem Boden verteilt lag. Die nächste Böe erfasste dann einige Zettel aus meinem Lenkertaschen-Inhalt und trug sie davon.

Entkräftet suchten wir an einem Gebäude eine windstille Ecke für eine Pause und wurden spontan in den Empfangsraum einer Firma eingeladen. Dort gab es dann heißen Tee, Kaffee und Gebäck. Als sie dann von unserer Reise erfahren hatten, gab es noch eine kleine Mittagsmahlzeit für uns. Währenddessen schnüffelte der Haushund an unseren Rädern herum und pinkelte an Annetts Radtaschen.

Ab Edremit verlief die Straße Richtung Südwesten. Damit genossen wir nun einen sagenhaft kräftigen Rückenwind und schafften in 1 Stunde 30 km Strecke. Da waren die Anstrengungen von heute Morgen schnell vergessen.

Lesetipp: Der Wind in Patagonien

 

Freitag, 18.12.15

Unser Weg führte im Zickzack-Kurs an der Küste entlang Richtung Süden. Die Schnellstraße war weiterhin gut ausgebaut und mit einem breiten Standstreifen ausgestattet; unserem Radweg. Dabei war es nur leicht hügelig. Dadurch hatten wir kaum Höhenmeter zu bewältigen und schafften heute 70 km Strecke.

In einem Dorf machten wir Pause vor einer Tischlerei. Die gesamte Belegschaft kam zwischenzeitlich vorbei und grüßte uns. Wir genossen die warme Sonne und den Tee, den sie uns spendiert hatten. Bis plötzlich ein Kollege den Kompressor einschaltete und 5 Meter von uns entfernt eine Holztüre mit der Spritzpistole lackierte. Der Lack-Sprühnebel zog durch den Wind in unsere Richtung und nebelte uns samt Rädern und kompletter Ausrüstung ein. So schnell hatten wir noch nie eine Pausenstelle verlassen. Der Schaden hielt sich glücklicherweise in Grenzen: Ein Waschlappen war quasi lackiert und somit hin, sonst war alles okay.

Samstag, 19.12.15

Wir kamen so langsam in das Einzugsgebiet der Großstadt Izmir. Der Verkehr nahm zu und Industrie und Bebauung wurden immer dichter. In Allaga informierten wir uns über SIM-Karten und Prepaid-Tarife für mobiles Internet. Und wir wollten herausfinden, warum wir keine Mails mehr versenden können seit einigen Tagen.

Über diese Recherche wurde es dunkel und so fuhren wir mit Licht bei dichtem Verkehr aus der Stadt. Doch die Stadt wollte nicht enden, dazu säumten Industrie und eingezäuntes Gelände den Weg. Etwas zermürbt fanden wir dann doch noch einen Platz fürs Zelt: auf einer Tankstelle, zwischen zwei Gebäuden. Der Tankwart lud uns zu Tee und Kaffee in seine warme Stube ein und wir konnten Strom zum Laden und WiFi nutzen. So nahm der Tag doch noch ein entspanntes Ende.

Sonntag, 20.12.15

Dieser Tag fiel definitiv in die Kategorie „schlimmste Tage unserer Reise“. Pausenloser Verkehr, endlose Vororte, ab Menemen alles dicht besiedelt. Izmir ist bestimmt einen Besuch wert. Aber wenn uns der Verkehr auf der Umgehungsstraße schon derart zusetzte, wie sollte das dann erst in dieser 3-Millionen-Stadt werden?! So sahen wir uns alles während der Durchfahrt aus der Ferne an: die Burgruine auf dem Berg, das monumental große, in den Fels gemeißelte Porträt von Atatürk und die dichte, verschachtelte Bebauung auf den Berghügeln.

Der Radweg an der Uferpromenade war ausnahmsweise sehr angenehm zu fahren. Eine 8-spurige Schnellstraße führte uns dann ab Stadtmitte durch ein Tal zwischen den dicht bebauten Hügeln der Stadt hindurch. Der Spurwechsel an den Ausfahrten war dabei immer „besonders spannend“ bis „lebensgefährlich“.

Die Sonne schien zwar den ganzen Tag, aber es lag ein Smog-artiger Dunst in der Luft. Nach unserer Karte hatten wir Izmir spätnachmittags verlassen, aber das bewohnte Einzugsgebiet der Stadt wollte nicht enden. Da wurde die Zeltplatzsuche wieder zu einer nächtlichen Aktion mit Stirnlampe.

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Montag, 21.12.15

Die Nacht war frostig-kalt und das Zelt hatte am Morgen wieder eine dicke Eisschicht. Die Sonne kam erst spät durch den Dunst und so konnten wir erst um 9 Uhr das Zelt eisfrei abbauen.

Heute verließen wir endlich die verkehrsreiche Schnellstraße und wählten eine Nebenstrecke an die Küste. Dass es sich dabei um eine waschechte Passstraße handelte, hatten wir nicht geahnt: auf 630 m ging es hoch mit 6 % Steigung und danach ebenfalls mit 6 % wieder runter bis auf Meereshöhe. Der Aufstieg in der Mittagssonne war derart schweißtreibend, dass selbst das T-Shirt noch zu warm war. Doch zur Belohnung gab es wieder eine schöne Gebirgslandschaft zu bestaunen.

Die Temperatur-Spanne über den gesamten Tag reicht derzeit von -3 °C bis +16 °C. Und seit 2 Tagen liegt eine Dunstschicht über dem Land und lässt die Wärme der Sonne nicht voll zur Entfaltung kommen, sonst wäre die Spanne noch größer.

Einen Zeltplatz fanden wir heute in tiefer Dämmerung zwischen Olivenbäumen vor Özdere. Nachts gab es dann tierischen Besuch: zuerst jagten 2 fauchende Katzen ums Zelt und später kam ein Wildschwein vorbei.

Dienstag, 22.12.15

Mit 8 °C war es heute früh hier an der Küste deutlich milder als in den letzten Tagen im Inland. Da lief auch das Aufstehen vor 6 Uhr wieder entspannt ab. Während dem Packen entdeckte uns der Bauer. Aber statt dem befürchteten Ärger (wir hatten nicht um Erlaubnis gefragt) brachte er uns Kaffee und Gebäck und war an unserer Reise interessiert. Und die Wildschweine kommen wohl häufiger hier vorbei, so erzählte er uns. Auch zeigte er uns voller Stolz seine Katze, ein Exemplar einer besonderen Rasse in dieser Gegend, mit je einem blauen und einem grünen Auge.

Die Straße führte an einer sehenswerten Felsenküste entlang und bescherte uns viele Höhenmeter. Der Straßenbelag war fürchterlich buckelig und fühlte sich an wie Kopfsteinpflaster. Nachmittags erreichten wir dann Ephesos, die antike Stadt. Für die Besichtigung war es heute leider schon zu spät. Da wären wir in die Dunkelheit gekommen. Das verschoben wir auf morgen. Stattdessen schauten wir uns die Siebenschläfer-Höhle an, die sich direkt neben Ephesos befand.

Auf der Suche nach einem Zeltplatz bot uns ein Kleinbauer mit eigener Raki-Brennerei einen Schlafplatz in seiner Holzbaracke an. Wir nahmen begeistert an und genossen ein wärmendes Ofenfeuer bis tief in die Nacht. Aykut, so hieß unser Gastgeber, verabschiedete sich und ließ uns allein auf seinem Gelände. Die Holzbaracke war ein Provisorium, gezimmert aus den verschiedensten Baumaterialien. Es zog durch alle Ritzen, die Tür wurde per Kordel gehalten und Licht gab es per Batterie-Leselampe, aber es waren 3 Sterne im Vergleich zum Zelt. Da störte uns auch gar nicht, dass wir ohne Schuhe auf den Teppichen schnell die Bodenkälte zu spüren bekamen. Es war einfach traumhaft.

Mittwoch, 23.12.15

Um 5:30 Uhr standen wir auf. Der Ofen war natürlich kalt. Wir hatten 4 °C in unserer Hütte. Egal, das waren wir mittlerweile gewöhnt. Ich wollte Wasser aus einem der käuflichen 5 Liter-Behälter vor der Hütte fürs Frühstück entnehmen und stellte mehr zufällig per Schnüffeltest im letzten Moment fest, dass ich da fast Raki genommen hätte statt Wasser.

Als wir um 8 Uhr starten wollten, kam uns Aykut mit einem Freund entgegen. So konnten wir uns noch gebührend verabschieden. Im Gespräch mit den beiden stellte sich dann heraus, dass der Freund, Adnan, ein Mitglied bei Warm Showers ist, dem privaten Übernachtungs-Netzwerk für Reiseradler. Was für ein Zufall: wir hatten bisher in fünf Städten insgesamt 20 Kontakte über Warm Showers angeschrieben in der Hoffnung auf eine Übernachtungsmöglichkeit, doch nie gab es eine erfolgreiche Bestätigung. Und jetzt bot sich einen Tag vor Heiligabend eine Gelegenheit ohne aufwändige Recherche. Wir nahmen das Angebot für die kommende Nacht an und machten eine Zeit aus.

FeuerDann brachen wir auf und sahen 200 m weiter ein verlockendes Angebot: Arbeiter bei der Olivenernte hatten ein Feuer gemacht und einen Wasserkessel sowie einen großen Suppentopf mit Bohnensuppe für die Mittagspause im Feuer stehen. Wir konnten nicht widerstehen und setzten uns ans warme Feuer. Prompt kam ein Arbeiter zu uns und reichte uns heißes Wasser für einen Kaffee.

Dann fuhren wir, aufgewärmt von innen und außen, nach Ephesos, unserem heutigen Besichtigungsprogramm. Ephesos war eine antike Stadt, deren Geschichte bis ins Jahr 1300 v. Chr. reicht. Dementsprechend gibt es hier einen enormen Umfang an Ruinen oder rekonstruierten Bauwerken der Antike zu besichtigen: ein riesiges Amphitheater, die berühmte Fassade der Celsus-Bibliothek und viele Gebäude aus allen möglichen Lebensbereichen. Die ägyptische Königin Kleopatra war hier (33 v. Chr.), Apostel Paulus war hier (52 n. Chr.) und wir waren jetzt auch hier (2015). In der Sommerzeit müssen die Touristenströme riesig sein, wir hatten da heute eher viel Ruhe und wenige Besuchergruppen. Ein echtes Highlight.

Die Ruinen von Ephesos

Danach schauten wir uns Selcuk an und suchten hier unsere Bleibe bei Adnan für heute Nacht. Insgeheim freuten wir uns schon auf eine heiße Dusche. Doch Adnan hatte eine halboffene, ehemalige Schlosserei zu einer Übernachtungsstätte für Radler umgebaut. Da fiel die warme Dusche leider ins Wasser. Einfachste Ausstattung, unbeheizt (um 22 Uhr hatten wir gemütliche 7 °C), aber mit Licht, WC, Strom und Wasserkocher. Wir waren auch damit schon glücklich.

Spätabends wurden wir von Adnans Eltern noch zu einem Tee mit Kuchen und Gebäck in deren Haus eingeladen. Als Annett das Rezept für das hausgemachte Gebäck haben wollte, bekamen wir eine Tüte mit dieser Köstlichkeit mit auf den Weg. Und Adnan organisierte bei einem Radler-Kollegen in der 40 km entfernten Stadt Söke, unserem nächsten Ziel, eine Übernachtung für die nächste Nacht bei Ayhan, ebenfalls ein Warm Showers Mitglied. Was hatten wir für ein Glück: Zufällig zu Weihnachten wurden uns die frostigen Übernachtungen im Zelt erspart und wir genossen außergewöhnliche Schlafstätten.

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Donnerstag, 24.12.15

Heiligabend in der Türkei! Das ist anders als in einem Land mit überwiegend christlicher Religionszugehörigkeit. Hier feiert man Weihnachten nicht. Da waren wir gespannt, was dieser Tag uns so alles bescheren würde.

Der Tag begann für uns in dieser halboffenen, unbeheizten Halle bei 2 °C um 7 Uhr. Der Wasserkocher lief förmlich heiß, bis wir richtig warm waren, aber es wurde trotzdem ein entspannter Start in den Tag.

Backstube in der TürkeiAls Erstes steuerten wir einen Bäcker an und kauften 2 ofenfrische, warme Fladenbrote und Käseteilchen. Das war unser Weihnachtsgebäck, denn Spekulatius gibt es hier nicht. Dann machten wir uns auf den Weg Richtung Söke. Wir wollten ja nicht zu spät bei Ayhan eintreffen, den wir über einen Bike-Shop ansteuern würden.

Das war jedoch gar nicht so einfach: hinter Selcuk ging es mit 10 % Steigung hoch in die Berge. Wir schoben unsere Räder und genossen derweil die tolle Landschaft und die wärmende Sonne. Doch so wurden die 40 km bis Söke ein mehrstündiges, schweißtreibendes Programm.

Bei einsetzender Dämmerung sahen wir in einigen km Entfernung dann endlich die Stadt Söke, als ich am Vorderrad ein ungewöhnlich schwammiges Verhalten bemerkte. Ein prüfender Blick auf den Reifen trieb mir dann das Entsetzen in die Augen: Ich hatte einen Plattfuß. Schöne „Bescherung“! Ausgerechnet an Heiligabend, kurz vor der Dunkelheit, auf unbeleuchteter Landstraße, 3 km vor der Stadt und in der Ungewissheit, ob wir den Bike-Shop finden, in dem man uns dann sagen würde, wo wir unseren Gastgeber Ayhan treffen. Ein schlechteres Timing gibt es kaum. Das war unglaublich.

Für eine Reparatur fehlte die Zeit. Also pumpte ich den Reifen auf, in der Hoffnung, dass der Luftdruck bis zur Stadt ausreicht. Es war nervig, aber es funktionierte: mit  fünfmaligem Aufpumpen und mehrfachem Nachfragen nach dem Weg erreichten wir den Bike-Shop und danach auch die Wohnung von Ayhan.

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Eine Stunde später saßen wir in der Küche und Ayhan zauberte ein türkisches Gericht für uns alle: unser Weihnachtsessen. Es gab viel zu erzählen. Ayhan ist Lehrer in einer Grundschule und wollte in einigen Jahren ebenfalls eine Reise per Fahrrad um den Globus machen. Er lud uns ein, morgen von 8 Uhr bis 14 Uhr mit in seine Schule zu kommen. Damit war klar, dass wir 2 Nächte bleiben werden. Bis tief in die Nacht schauten wir Filme von Ayhans Radtouren; unter anderem auch von Streckenabschnitten, die auf unserer Route liegen. Da wuchs die Vorfreude.

Freitag, 25.12.15

Nach einem wundervollen Frühstück ging es in die Schule. Der Rektor hieß uns mit einem Tee In der Schulewillkommen, dann mischten wir uns unter die Kinder in Ayhans Klasse. Annett wurde sofort von den Mädchen umzingelt; alle wollten sie neben sich sitzen haben. Ayhan zeigte seiner Klasse auf der elektronischen Tafel dann unsere Reiseroute auf der Weltkarte. In den Pausen lernten wir nach und nach das gesamte Lehrerkollegium kennen. Einige Lehrerkollegen von Ayhan wollten uns ebenfalls in ihrer Klasse kurz vorstellen. Die Kinder waren aufgeregt und übten sich uns gegenüber in Englisch: mit „what’s your name?“ begannen sie alle, das war amüsant.

Nach der Mittagspause bekamen wir von Ayhans Klasse ein Geschenk überreicht und uns zu Ehren führten die Kinder einer anderen Klasse einen Tanz auf. Zum Abschluss auf dem Schulhof (freitags wird nach dem Unterrichtsende mit allen Schülern und Lehrern immer eine Art Hymne gesungen) wurden wir von vielen der 350 Schüler umlagert und es folgten herzliche Verabschiedungen mit Umarmungen und Küsschen auf die Wangen.

Dann reparierte ich den Plattfuß. Ein kleiner Riss im Schlauch ohne Fremdeinwirkung. Auch die Pannenschutz-Einlage war nicht die Ursache. Diese Plattfuß-Anfälligkeit blieb mir weiterhin unheimlich. Anschließend machte ich noch kleine Inspektion an beiden Rädern: Bremsen, Steuersatz, Schraubverbindungen, usw. checken. Das war überfällig.

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Das Dinner war wieder eine Kreation aus Ayhans Hobbyküche und spätabends waren wir eingeladen zum Kastanien-Essen am Kaminofen bei einer Bekannten von Ayhan aus den Niederlanden. Wir gaben bei dieser Gelegenheit deutsche Punsch- und Glühwein-Rezepte an die Niederlande weiter.

Samstag, 26.12.15

Nachdem wir uns mit einem kleinen Geschenk bei Ayhan bedankt hatten, fuhren wir in die Stadt. Ayhan unterstützte uns bei einigen Besorgungen mit seiner Ortskenntnis und seinen Beziehungen. Danach begleiteten er und ein weiterer Radler aus der Bikerszene von Söke uns auf den ersten 20 km auf unserem weiteren Weg Richtung Milas.

Die Straße führte ohne Steigungen durchs Tal an einer tollen Bergkette entlang. Auf der gesamten Strecke hatten wir einen ungewöhnlich starken, böigen Seitenwind, der uns oftmals ruckartig um einen Meter Richtung Straßenmitte schob. Da waren wir froh, dass wenig Verkehr unterwegs war. Das wäre sonst heikel geworden.

Unterwegs gab es süßes Gebäck frisch vom Bäcker und eine Runde Tee auf einer Terrasse nah bei der Straße. Die Verabschiedung fiel uns allen sehr schwer und wir freuen uns, wenn Ayhan unserer Einladung nach Deutschland folgt.

das Amphitheater von MiletAuf unserem weiteren Weg hatten wir Rückenwind und sommerliche Temperaturen, zumindest in der Mittagszeit. Nach einer Pause an der Ruine des Amphitheaters von Milet dämmerte es auch schon wieder. Abends lasen wir noch die Mails mit den Weihnachtsgrüßen aus der Heimat.

Damit fand unser diesjähriges Weihnachten seinen Ausklang. Es war das ungewöhnlichste Weihnachtsfest, das wir bisher erlebt haben.

Sonntag, 27.12.15

hinter BafaHinter Akköy ging es im ständigen Wechsel steil bergauf und steil bergab. Die gesamte Strecke bis hinter Bafa war sehr mühsam und kräftezehrend, weil die Straße durch ein Gebirge führte.

Landschaftlich waren die Berge und auch der See „Bafa Gölü Tabiat Parki“ wieder ein Highlight; und gegen die Sonne betrachtet, erschienen die hintereinander liegenden Bergumrisse wie versetzte Schablonen. Ein unvergesslicher Anblick.

In Bafa machten wir Pause und bekamen nach einem Einkauf selbst gemachten Spinatauflauf von der Ladenbesitzerin geschenkt. Kaum hatten wir uns mit einem Gegengeschenk für diese Köstlichkeit bedankt, drückte uns eine Anwohnerin süße Brötchen sowie eine volle Tüte Zitrusfrüchte in die Hand. Was für eine Gastfreundlichkeit in diesem Land.

Hinter Selimiye besichtigten wir die Ruine vom Tempel des Zeus in Euromos, einst eine der wichtigsten Städte Kleinasiens. Die Vielzahl der Ruinen monumentaler Bauten aus vergangenen Epochen beeindruckt uns immer wieder aufs Neue hier in diesem Gebiet.

Montag, 28.12.15

Milas Heute steuerten wir Milas an und nutzten die größeren Läden für anstehende Ergänzungen unserer Ausrüstung:

Eine neue Pinzette, Made in Solingen! (nachdem ich unsere im 2. Versuch erfolgreich verbummelt hatte) sowie neue Zahncreme (meine Ajona war bei frostigen Temperaturen nicht mehr dosierbar und mit meiner Grob-Motorik hatte ich die Tube beim Ausdrücken gehimmelt).

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Als wir Spiritus für unseren Kocher kaufen wollten, kamen wir an Grenzen: Kein Supermarkt hatte Spiritus. Auch der Baustoffhandel schickte uns weiter. Mit einer vielversprechenden Wegbeschreibung landeten wir schließlich in einem Stadtviertel mit unzähligen Klein-Werkstätten und Händlern, fragten uns durch und erhielten dreimal neue Koordinaten und zweimal neue Namen. Es glich einer Odyssee, aber wir hatten Erfolg. In einem nicht mal 5 m² kleinen „Lädchen“ gab es tatsächlich Spiritus. Offensichtlich war das die einzige Beschaffungsquelle für Spiritus in Milas; einer Stadt mit immerhin 133.000 Einwohnern.

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Die riesige Auswahl an Klein-Werkstätten nutzen wir gleich, um zwei kleine Baustellen an unserer Ausrüstung zu beseitigen, denn wir fanden hier das geeignete Werkzeug: Schraubstock, Säge, Feilen, Hammer, usw. In der heimatlichen Keller-Werkstatt sind die allermeisten Reparaturen und Bastelarbeiten mit wenigen Handgriffen in Windeseile erledigt. Auf einer Reiseradtour läuft das ganz anders:  Man sucht oftmals tagelang in Ortschaften nach passendem Werkzeug oder Material und muss improvisieren.

Die Menschen sind hier sehr hilfsbereit; das erleichtert die Angelegenheit natürlich sehr und macht Spaß. Meist haben die Leute dann Fragen zu unserer Reise und dann vergeht die Zeit im Flug. Wie auch heute, denn als wir alles erledigt hatten, dämmerte es schon und wir konnten nach gerade mal 20 km Tagesstrecke schon wieder einen Zeltplatz ansteuern.

Dienstag, 29.12.15

Heute standen wir mal ausnahmsweise wieder um 5:30 auf, weil wir früh auf der Straße sein wollten. Doch die nasse Kälte (5 °C) kroch gnadenlos unter die Haut. Erst die Sonne und der erste Anstieg auf der Straße tauten uns wieder auf. Mittags wurde es im Windschatten schweißtreibend heiß. So krass ist der Temperaturbereich über den Tag seit Ende November: eisige Kälte am Morgen und T-Shirt-Wetter mit Sonnenbrandgefahr am Mittag.

Heute ging es Richtung Ören auf einer fürchterlichen Buckelpiste direkt hoch in die Berge. Der Straßenbelag fuhr sich wie Kopfsteinpflaster. Oben angekommen folgte ein ständiges Auf und Ab mit stets 10 %. Das bedeutete: Hoch schieben, bis der Schweiß rinnt und runter mit viel zu hoher Geschwindigkeit. Einmal überraschte uns in voller Schussfahrt eine enge Kurve mit starkem Gefälle und Waschbrett-Wellen. Da hoben wir dann ab. Bei mir sprangen beide Vorderrad-Taschen aus den unteren Halterungen. Zum Glück ging nichts zu Bruch.

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Vor Ören machten wir Pause im Windschatten einer Olivenöl-Produktionsstätte. Kaum hatten wir die Räder abgestellt, kam uns der Chef, Mehmet, entgegen und hieß uns herzlich willkommen. Er hatte uns am Vormittag auf der Straße überholt und hier jetzt wiedererkannt. Er zeigte uns voller Stolz seine gesamte Produktion. Dann sagte er: „Und jetzt Frühstück“ und zeigte auf die Küche. Das „Frühstück“ begann dann mit Raki. Es standen Oliven, einige hausgemachte Speisen, Brot und Obst auf dem Tisch.

Nach dem Essen holte er die Baglama, die türkische Langhalslaute, und spielte türkische Volkslieder. Was für ein Abschluss, dachten wir. Doch dann bot er uns an, über Nacht hier zu bleiben. Wir nahmen das Angebot an, weil es schon kurz vor Einbruch der Dämmerung war.

Als Nächstes nahm er uns mit auf eine Spritztour mit seinem Kleinlaster auf abenteuerlichen Schotterpisten hoch in den Berg. Unsere Räder blieben derweil ungesichert vor der Halle stehen. Wir sehen das mittlerweile sehr entspannt; hier wird tatsächlich nichts geklaut.

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Wir fuhren auf ein Hochplateau und hatten von dort einen einzigartigen Blick aus 700 m Höhe auf die Stadt Ören an der Küste bei abendlicher Beleuchtung. Wir waren begeistert. Auf dem Rückweg zeigte er uns noch seine Olivenplantagen, seine Olivenverarbeitung und das Dorf, in dem er Bürgermeister war. Nach einer heißen Dusche bezogen wir dann einen Raum im Produktionsgebäude, wo wir mit unseren Matten und Schlafsäcken auf dem Boden schliefen.

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Mittwoch, 30.12.15

Nach einem türkischen Frühstück und einer herzlichen Verabschiedung samt Einladung unsererseits ging es weiter. So ziemlich alles war jetzt mit Olivenöl benetzt: unsere Kleidung, die Packsäcke und das Rad. Der Weg führte durch eine tolle Felsenschlucht.  In Ören fuhren wir an den Strand und bestaunten die Felsenkulisse, von der wir gestern Abend auf die Stadt herunterschauten.

Ohne den Wind wäre es warm genug zum Baden gewesen. Aber wir hatten eben Wind. Genauer gesagt heftige Sturmböen. Einen Orangenbaum an der Straße hatten die Böen derart durchgeschüttelt, dass rund 15 Orangen abgefallen waren. Das war das Futter für unsere Obstpause heute.

Ab Ören hatten wir diesen Sturm als Gegenwind. In Kombination mit dem Aufstieg in die vor uns liegenden Berge schafften wir da heute nur 25 km Strecke mit insgesamt 700 Höhenmetern. Die Berglandschaft um uns herum war dafür ein Traum. Von unserem Zeltplatz aus hatten wir sogar den Blick aufs Meer 600 m unter uns und auf Rhodos. Nachts steigerte sich der Sturm dann orkanartig.

Donnerstag, 31.12.15 Silvester

Am Morgen hatten wir 0 °C im Innenzelt, das Wasser in der Faltschüssel war gefroren und es wehte ein eisiger Wind. Der Sturm hatte die Räder in der Nacht umgeworfen und zwei Zelthäringe aus dem Boden gerissen. Aber Zelt und Schlafsäcke waren trocken.

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Wir machten uns an den Aufstieg mit 10 %, nicht ahnend, wie viele Höhenmeter vor uns lagen. Nach den ersten 150 Höhenmetern hielt ein Kastenwagen neben uns und der Fahrer, ein türkischer Bauer, bot uns die Mitnahme in seinem Wagen an. Da zögerten wir nicht lange. Wir hoben die vollbepackten Räder in den Laderaum, befestigten sie mit Kordel an der innenseitigen Reling und hofften, dass nichts zu Bruch ging während der Fahrt auf diesen Buckelpisten.

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Der Bauer fuhr uns bis Mugla, das waren 40 km Berg- und Talfahrt mit in Summe ca. 1500 Höhenmetern. Dafür hätten wir per Rad mindestens 2 Tage benötigt und auf bis zu 1200 m Höhe hätte uns heute ein eisiger Gegenwind das Radeln zur Hölle gemacht. Stattdessen genossen wir das traumhafte Berg-Panorama jetzt aus dem Auto heraus. Eine Stunde später waren wir in Mugla. Diese Mitfahr-Gelegenheit war unser persönlicher Silvesterknaller.

Mugla liegt auf 600 m Höhe. Es wehte ein scharfer, eisiger Nordwind bei 2 °C Lufttemperatur. Wir kauften uns ein Menü zusammen, suchten einen Wind-schattigen Platz mit Bank in der Sonne und feierten den letzten Tag des Jahres.

Danach fuhren wir Richtung Antalya auf einer gut ausgebauten, neuen Schnellstraße über das Hochplateau, auf dem auch Mugla lag. Der eisige Wind schob uns nun als Rückenwind. An der Küste ging es dann in rasanter Schussfahrt über Serpentinen mit 10 % Gefälle von 900 m Höhe hinunter bis auf Meereshöhe. Der eiskalte Fahrtwind trieb uns bei der Abfahrt die Tränen in die Augen und kühlte uns derart aus, dass wir uns im Tal sofort im Laden einer Tankstelle aufwärmen mussten.

Weil wir in den letzten Tagen nirgendwo WiFi finden konnten, hatten wir auch keinen Kontakt über Warm Showers für heute gesucht. Damit war absehbar, dass wir die Silvesternacht im Zelt verbringen würden. Wir suchten in der Nähe eines kleinen Dorfes einen Platz mit guter Aussicht auf das erwartete Feuerwerk und organisierten uns im Zelt ein Drei-Gänge-Menü mit Espresso. Das Feuerwerk war der Dorfgröße entsprechend sehr überschaubar; aber dafür flogen uns keine Raketen oder Knaller ins Zelt.

Freitag, 1.1.16, Neujahr

Der Frost blieb uns treu und selbst die Sonne schaffte keine spürbare Erwärmung an diesem Morgen. Also mussten wir uns warm radeln. Wir fuhren mit dem Wind; das war schon mal gut für uns. An einer Werkstatt-Meile in einem kleinen Dorf organisierte ich einige Reparaturen und Bastelarbeiten. Schraubstock, Hammer, Säge, Messschieber, usw…. alles, was ich brauchte, lag irgendwo herum. Ich mischte mich unter die Kollegen und erledigte alle anstehenden Jobs. Und immer wieder ging ich zum Kaminofen, der mittig in der Werkstatt stand, und wärmte mich wieder auf. Zwischendurch gab es ein Glas Tee oder eine Cola von der Mannschaft. Beim Abschied wünschten sie uns noch gutes Gelingen auf unserer weiteren Reise.

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Unsere Straße führte entlang an endlos großen Orangen-Plantagen. Hier ist die Ernte noch in vollem Gange. Das beschert uns zurzeit mehr geschenkte Zitrusfrüchte, als wir essen können. So auch heute wieder: Ein Verkäufer in einem der vielen Straßenstände rief uns herein in seinen Unterstand und lud uns zu Tee und frisch gepresstem Orangensaft ein. Nach einem Plausch und einer herzlichen Verabschiedung gab es dann als Wegzehrung noch eine Tüte Orangen mit ins Gepäck.

Als es dämmerte, füllten wir unsere Wasserflaschen an einer Tankstelle. Dort sprach uns dann zufällig die Frau des Tankwarts auf Deutsch an. Und nach zehn Minuten waren wir eingeladen zur Übernachtung im Haus 100 m von der Tankstelle entfernt. Dort knieten wir dann landesüblich im Kreise der fünfköpfigen Familie zum Abendessen um ein großes Tablett mit den verschiedensten Speisen und genossen türkische Spezialitäten.

Was für ein Neujahrstag. Die unerwartet große Gastfreundlichkeit hier in der Türkei zerschlägt derzeit all unsere Befürchtungen, dass wir mit dem winterlichen Klima hier an unsere Grenzen stoßen würden.

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Samstag, 2.1.16

Nach einem gemeinsamen Frühstück und einer herzlichen Verabschiedung ging es weiter Richtung Ortaca. Wir bekamen noch Bohnensuppe und Orangen mit auf den Weg. Heute bedeckten übrigens erstmals seit einigen Wochen Wolken den Himmel. Aber auch nur bis Mittag. Dann schien wieder die Sonne. Weil sich der Wind verzogen hatte, wärmte die Sonne sogar wieder.

Geleitet durch die guten Erfahrungen mit Tankstellen, steuerten wir zum Flaschen-Auffüllen wieder eine Tankstelle an. Und auch heute gab es nach zehn Minuten Plauderei die Erlaubnis zum Zeltaufbau hinter der Tankstelle und fünf Minuten später sogar einen Schlafplatz in der Raststube mit Kaminfeuer neben der Wiese. So genossen wir Wärme, elektrisches Licht, Strom und einen Schlafplatz ohne Zeltaufbau. Das war für uns schon luxuriös.

Licht und Wärme gaben uns die Möglichkeit, in den Abendstunden einige anstehende Jobs zu erledigen, die man bei Kälte und Batterielicht gerne aufschiebt: Reparaturen an Zelt und Schuhen, Waschen, Ausrüstung reinigen, usw. Wir spannten noch unsere Wäscheleine quer vor den Kamin zwischen zwei Stühlen.

Sonntag, 3.1.16

Der Kamin war zwar aus, aber in unserem Schlafraum war es immer noch wärmer als draußen. Und mit dem Wasserkocher war das Frühstück wesentlich schneller fertig, als mit unserem Trangia-Kocher. Beim Frühstück am Tisch sitzen; auch das war etwas Besonderes. Sitzen wir doch sonst im Vorzelt  auf dem Boden.

Der Start auf der Straße war zunächst ein Anstieg um 400 Höhenmeter. Von oben hatten wir dann einen traumhaften Ausblick zurück bis Ortaca und in die um uns liegenden Berge: schroffes Gestein, urwüchsig und unberührt, zwischen 500 und 2000 m hoch. Auch die folgende Abfahrt war ein Traum: von 400 m herunter bis auf Meereshöhe. Es folgte eine anstrengende Straßenführung mit vielen Steigungen durch diese tolle Landschaft bis Fethiye. Insgesamt kamen wir heute somit auf 650 Höhenmeter.

Fethiye erreichten wir im späten Nachmittag. Da hielten wir die Besichtigung der Stadt kurz. Und trotzdem fanden wir vor Einbruch der Dunkelheit keinen Zeltplatz. Die Stadt war zu groß und somit dauerte es endlos lange, bis wieder Zelt-taugliches Gelände zu sehen war.

Wir fragten einen Tankwart, ob er einen geeigneten Platz fürs Zelten wüsste; und sofort bot er uns einen Schlafplatz im Gebetsraum der Tankstelle an. Was für ein Glück, denn heute Nacht sollte es regnen und stürmen.

Kaum hatten wir uns im Gebetsraum eingerichtet, lud der Tankwart uns auf ein Essen zu sich nach Hause ein. Der Holzofen in der Stube erzeugte eine enorme Wärme. Wie gut das tat. Zum Essen knieten wir mit der Familie wieder im Kreis um die verschiedenen Speisen auf dem Boden. Auch Gebäck und Kuchen sowie türkischen Kaffee wurden gereicht. Und wir hatten einen Riesenspaß bei der Fragerei der Kinder im Haus.

Montag, 4.1.16

SonnenuntergangEs hatte kräftig gestürmt und die ganze Nacht geregnet. Als um 11 Uhr blauer Himmel zu sehen war, brachen wir auf. Auf den Bergen lag Schnee und die gesamte Berglandschaft um uns herum war mit tief hängenden Wolken verhangen. Kam für einen Augenblick die Sonne durch, dann erzeugte das Licht immer wieder neue Impressionen. Es blieb aber regnerisch. Immer wenn es zu regnen begann, suchten wir uns eine überdachte Pausenstelle. War das eine Tankstelle, gab es meist Tee für uns.

An einer Tankstelle gesellte sich ein Fischverkäufer zu uns, der in Wuppertal gelebt hatte. Annett kaufte direkt frischen Fisch bei ihm. Und wieder bot sich ein Schlafplatz im Gebäude einer Tankstelle an, der es uns ersparte, das Zelt in strömendem Regen aufbauen zu müssen. Und es schüttete tatsächlich wie aus Eimern den halben Abend lang.

Dienstag, 5.1.16

Den Regen plätschern hören und währenddessen im Trockenen das morgendliche Programm (Packen und Frühstück) abwickeln zu können, das war in diesen kalten Tagen für uns Gold wert. Und wir waren angenehm überrascht von dieser spontanen Bereitschaft, uns einen Schlafplatz anzubieten. Vielleicht trägt ja auch dazu bei, dass wir außerhalb der Saison, im Winter, hier unterwegs sind. Man trifft kaum Touristen und noch seltener weitere Reiseradler. Da erscheinen wir als Exoten.

Wir ließen es ruhig angehen an diesem Morgen und waren erst um 11 Uhr startklar. Denn wenn es pausenlos regnet, verpasst man nichts auf der Straße: Die Sicht auf die Landschaft ist stark eingeschränkt, die Kleidung klebt klamm am Körper, es ist ungemütlich nasskalt und das Radeln ist gefährlicher, weil man nicht mehr so gut gesehen wird im Autoverkehr.

Mit dem späten Aufbruch verkürzte sich der Tag aber nochmal um ein paar Stunden: von 11 Uhr bis 16 Uhr sind gerade mal 5 Stunden vom Aufbruch bis zur nächsten Schlafplatzsuche. Wenn wir uns jedoch bewusst machen, dass wir die letzten 11 Wochen keinen einzigen Tropfen Regen hatten, dann gehen auch 5 Tage Regen am Stück in Ordnung. Wir müssen nur im Auge behalten, dass wir uns maximal drei Monate ohne Visum im Land aufhalten dürfen. Bis zur iranischen Grenze haben wir da noch viel Weg vor uns.

Auf der Suche nach einem Schlafplatz landeten wir bei Regen in dem Treppenhaus eines offenen Rohbaus. Mit der Erlaubnis des Eigentümers legten wir die Matten auf den Betonboden und hofften, dass es keinen Sturm gibt in der Nacht. Denn dann würden wir ganz schön nass.

Mittwoch, 6.1.16

Es hatte in der Nacht noch heftig geregnet und wir waren wieder dankbar, dass wir nicht zelten mussten. Um 9 Uhr wurde es plötzlich sehr geschäftig neben unserer Schlafecke: Die seitliche Tür war der Eingang zu einer Arztpraxis und nun füllte sich das Wartezimmer. Es ergaben sich viele nette Gespräche mit den Patienten und den dadurch verspäteten Aufbruch nahmen wir gerne in Kauf. Entgegen der Wettervorhersage schien die Sonne und nach Auflösung des Bodennebels hatten wir angenehme 16 °C. Im Gegensatz zu gestern sahen wir heute auch die Berge um uns herum.

Nach einigen km nahmen wir den Abzweig Richtung Letoon, einer Ruinenstätte. Der Weg dorthin bestand nahezu ausschließlich aus steilen Anstiegen und Abfahrten. Unterwegs spielten wir sogar mit dem Gedanken, umzukehren und auf eine Besichtigung zu verzichten, weil der Hinweg so mühsam war. Doch die Neugier auf Letoon siegte und so besichtigten wir die Ruinenstätte. Das Gelände ist sehr überschaubar und besteht aus einem Amphitheater und den Überresten von drei Tempeln, die griechischen Göttern gewidmet waren.

An einer Tankstelle trafen wir kurz vor der Dämmerung Osman, einen deutsch-türkischen Landsmann, der uns zu sich einlud für die Nacht. Er wohnte einige km weiter in Yeniköy 300 m höher auf dem Berg. Die Straße zu seinem Haus sei aber für unsere Räder nicht geeignet. Wir gingen im Tal in einem Restaurant eines guten Bekannten gemeinsam essen und Osman organisierte dort mitten im Restaurant einen Stellplatz für unsere Räder.

Dann ging es mit Schlafsäcken und ein paar wenigen Utensilien unter dem Arm per Mofa auf einer extrem steilen schlammigen Schotterpiste durch finsteren Wald hoch in den Berg zu seinem Haus. Osman engagierte den Restaurant-Besitzer als zweiten Moped-Fahrer, damit er uns beide nicht nacheinander hochfahren musste, denn die Fahrt zum Haus beanspruchte 20 min.

Die Fahrt war abenteuerlich und erreichte ihren Höhepunkt, als mein Fahrer, der Restaurant-Besitzer, plötzlich rutschte und wir samt Mofa beinahe aus der Kurve geflogen wären. Da hätten wir lecker ausgesehen.

Auf Osman und Annett musste ich oben vor dem Tor 10 min in der Dunkelheit warten; der Sprit war auf halber Strecke ausgegangen und Osman musste erst nachfüllen und den Motor wieder in Gang setzen. Auf einem besonders steilen Wegabschnitt musste Annett dann zu Fuß mehrere hundert Meter hinter dem Moped durch die Dunkelheit laufen, weil das Moped mit Osmans Einkäufen schon grenzwertig beladen war und am Berg in die Knie ging.

Während der Fahrt klappte am Moped dann noch ungewollt die rechte Fußraste ein und Annett bekam fast einen Krampf, weil sie das Bein nun permanent in der Luft halten musste. Unterwegs verloren die Beiden dann auch noch eine Tüte mit Einkäufen.

Im Haus angekommen, gab es dann einen gemütlichen Abend mit Snacks. Und wir genossen unsere erste „türkische“ Dusche: statt einer fest montierten Brause gibt es einen Schöpfbecher und man schüttet sich literweise heißes Wasser aus einem großen Eimer über den Kopf. Hier oben hatten wir auch unsere erste Begegnung mit einem Kangal, dem furchteinflößend-großen türkischen Hirtenhund, den Osman in sicherem Abstand zu uns hielt.

Donnerstag, 7.1.16

Dauerregen bis in den Mittag, spätes Frühstück, viele interessante Gesprächsthemen: Da war schnell entschieden, dass wir eine zweite Nacht bleiben würden. Wir genossen die Ruhe und die Kaminofen-Wärme und lernten viel über die Türkei. Es regnete immer wieder Schauer-artig den ganzen Tag über. Abends gab es dann noch Sturm und Gewitter und nachts einen Stromausfall.

Freitag, 8.1.16

Sonnenschein und Schönwetterwolken am Morgen. Das ließ uns hoffen, dass wir die Regentage überstanden haben. Jetzt sahen wir auch das Meer und die Ruinen von Patara (Amphitheater und Parlament) vom Garten aus. In Patara ist übrigens St. Nikolaus geboren, in Myra bei Demre hatte er später als Bischof gewirkt.

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Auch heute dominierten Ruhe und Gelassenheit das Tagesprogramm und so kamen wir nach einer herzlichen Verabschiedung von der Restaurant-Familie und von Osman erst um 14:30 Uhr auf die Straße.

Als Auftakt ging es 200 m hoch und wir genossen einen tollen Blick von oben auf das Tal von Xanthos und Yesilköy sowie die Bucht von Kalkan. Die Küstenstädte hier unten sind bis hoch in den Berghang gebaut. Von Weitem schaut das sehr malerisch aus.

Hinter Kalkan führte die Straße direkt am Wasser entlang. Wunderschönes Panorama im warmen Abendlicht, zwischendurch ein Schluchtausgang, ein Wasserfall oder eine Badebucht. Nur leider kein geeigneter Boden fürs Zelt weit und breit. Da waren wir froh, an einem Restaurant in einem kleinen Zimmer mit unseren Schlafsäcken nächtigen zu können.

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Samstag, 9.1.16

Wir hatten Wolken-freien Himmel und es war ausgesprochen warm. Die Küstenstraße verlief ohne große Steigungen bis Kas. Unterwegs trafen wir Robert, einen Reiseradler aus den USA. Er war seit September auf großer Tour. In Kas genossen wir am Ufer die warme Sonne und die Orangen, die wir immer wieder geschenkt bekommen hatten in den letzten Tagen.

Hinter Kas ging es dann von der Küste weg nur noch hoch in die Berge, satte 650 Höhenmeter. Nach zwei Stunden Schieberei setzte die Dämmerung ein und es wuchs unsere Sorge, hier oben auf felsigem Untergrund bei eisigen Temperaturen das Zelt aufbauen zu müssen. Auf der Suche nach einer Unterkunft erhielten wir an einem Sportplatz eine Wegbeschreibung zu einem Bungalowpark. Und dort gab es für uns dann ein Zimmer mit Licht, Strom und WiFi. Das hatte ja noch gut geklappt.

Sonntag, 10.1.16

Wir dachten, ab jetzt kämen keine Anstiege mehr bis Demre. Doch da irrten wir gewaltig. Es ging ständig auf und ab. Wir blieben zwar auf einer Höhe von ca. 600 m, aber in Summe kamen wir heute auch wieder auf 500 Höhenmeter. Dafür entschädigte uns aber die tolle Berglandschaft um uns herum. Insbesondere die schneebedeckten Gipfel der 3000er im nahe gelegenen Taurusgebirge ergaben ein beeindruckendes Bild.

Und wenn in den kleinen Bergdörfern vom Minarett der Moschee zum Gebet gerufen wurde, dann erzeugte der eindringliche Gesang samt Echo hier oben in den Bergen eine unbeschreibliche Atmosphäre.

Zur Pause fanden wir im Windschatten eines Hauses eine Bank. Kaum saßen wir, da begrüßte uns der Bauer und brachte kurze Zeit später zwei riesengroße Spinat-Pitas, frisch aus dem Ofen. Wir waren sprachlos vor Begeisterung und revanchierten uns mit Gebäck aus unseren Vorräten und einem kleinen Geschenk für die Tochter.

Irgendwann kam dann die ersehnte Abfahrt ins Tal zur Stadt Demre. Aus der Vogelperspektive sieht man fast ausschließlich Gewächshäuser für den Gemüseanbau und nur wenige Häuser. Die Stadt füllt die gesamte Talebene, die durch das Meer und die umliegenden Berge begrenzt ist.

Auf halber Höhe wurden wir von Arif angesprochen. Er baut direkt an der Straße einen Campingplatz auf und lud uns auf Tee und zur Übernachtung in seiner Holzbaracke ein. Es war Regen gemeldet und da riet er uns vom Zeltaufbau ab. Zum Abendessen gab es dann gegrilltes Geflügel mit Salat am warmen Kaminöfen. Und tatsächlich regnete es ab 21 Uhr.

Montag, 11.1.16

Nach einem Frühstück auf der Terrasse mit Panoramablick ging es hinunter nach Demre. Die 350 Höhenmeter verteilten sich auf 10 km Abfahrt. Und die Straße führte durch schönste Berglandschaft bis dicht an die Küste.

In Demre wirkte St. Nikolaus als Bischof seinerzeit. Seine Gebeine werden hier in einer Kapelle aufbewahrt, die man besichtigen kann. Als Nächstes standen heute die lykischen Felsengräber von Myra und das antike Amphitheater auf dem Programm. Myra war im 5. Jahrhundert n. Chr. die Hauptstadt Lykiens. Die Eingänge zu den Felsengräbern sind reich verziert in den Fels gemeißelt. Und das Amphitheater ist sehr gut erhalten. Es war faszinierend und eines unserer Reise-Highlights.

Dienstag, 12.1.16

bei DemreDie Küstenstraße enthielt heute bis Finike keine großen Anstiege, war aber trotzdem sehr anstrengend. Aber die Sonne schien und es war warm. Und landschaftlich war die gesamte Küste sehr sehenswert. In Finike gingen wir essen.

Im weiteren Verlauf führte die Straße am Sandstrand entlang bis Kumluca. Hier kamen wir prompt in die Dämmerung. Wir fragten einen Farmer an einem Gewächshaus direkt hinter der Stadt in einer Seitenstraße, ob wir hier auf dem Rasen das Zelt aufstellen dürfen. Durften wir.

Zehn Minuten später begrüßte uns die gesamte Familie, wir wurden zum Essen eingeladen und vor unserem Zelt stand plötzlich ein Blecheimer mit Holzfeuer und 5 Stühle für uns und die Familie.

Nach dem Essen gab es Tee und Gebäck sowie Nüsse und Mandarinen. Wir schauten Fotos von der Familie und erzählten von unserer Reise. Auch die Baglama kam zum Einsatz. Ein unvergesslicher Abend.

Mittwoch, 13.1.16

Olimpos Beydaglari Milli ParkiAls wir abfahrbereit waren, begann es zu regnen. Gleichzeitig führte die Straße nun hoch ins Gebirge „Olimpos Beydaglari Milli Parki“. Es sollte bis auf 600 m hochgehen. Unterwegs wurden wir an einem Imbissstand auf einen Tee eingeladen. Das sorgte für etwas Abwechslung bei der stundenlangen, monotonen Schieberei.

Es regnete nicht lange, aber der Himmel blieb wolkenverhangen heute. Als wir hinter einem Haus große Pause machten, kam die Frau des Hauses mit gebackenen Kartoffeln auf uns zu. Das war eine wunderbare Bereicherung für unseren Mittagstisch.

Nach 14 km Schieben war dann endlich das Hochplateau erreicht. Ab hier genossen wir eine sagenhafte Bergwelt: schroffer Fels, teilweise schneebedeckte Gipfel, alles im Bereich um 2500 m hoch. Kühl war es hier oben. Wir fuhren zeitweise dicht unter den Wolken her. Vor Kemer ging es dann wieder herunter bis fast auf Meereshöhe.

Donnerstag, 14.1.16

vor AntalyaDie Straße führte nun mit kleinen Anstiegen dicht an den Felsen entlang. So gab es den ganzen Tag lang bis Antalya ein traumhaftes Berg-Panorama zur linken und das Meer zur rechten Seite.

In Kemer fanden wir ein Restaurant mit Kantinen-artiger Essensausgabe. Das war wohl ein Geheimtipp der Einheimischen, denn der Saal war rappelvoll.

Im Einzugsgebiet der Millionenstadt Antalya wollten wir nicht zu spät auf Zeltplatzsuche gehen. Doch ab Kemer bot sich dann unerwarteterweise kein Platz mehr an. Nur steile Berghänge, Klippen oder Sperrgebiet säumten die Schnellstraße. Dafür nahm der Verkehr zu und der Seitenstreifen wurde immer schmaler.

Als es dann noch dunkel wurde und stark böiger Gegenwind das Spurhalten erschwerte, war das Maß voll. Doch wir mussten wider Willen weiterfahren bis an den Ortseingang von Antalya. Glücklicherweise gab es dort in der Nähe einer Tankstelle neben einer riesengroßen, heruntergekommenen Reklametafel auf 10 m hoher Säule einen Platz fürs Zelt.

Der heftige Wind entwickelte sich abends zum handfesten Sturm. Und damit schüttelte es nicht nur unser Zelt durch, sondern es rasselte und schepperte auch über uns in der ca. 5 x 3 m großen Reklametafel. Wir hatten ernsthaft Sorge, dass uns in der Nacht diverse Einzelteile von oben aufs Zelt fallen. Aber mal schnell mit Sack und Pack an eine andere Stelle umziehen fiel aus, weil es sowieso keinen anderen geeigneten Platz gab. Um 2 Uhr ließ der Sturm nach. Und zum Glück fiel uns nichts aufs Zelt.

Lesetipp: Der Umgang mit Gefahren im Reiseland

 

Freitag, 15.1.16

AntalyaHeute stand Antalya auf dem Programm. Wir suchten zunächst einen Bike-Shop auf, weil wir Fahrradketten kaufen wollten. Dort half ein Kunde bei der Übersetzung in die türkische Sprache. Er hieß Mustafa und war Warm Showers Mitglied. Was für ein Zufall.

Wir arrangierten sofort eine Übernachtung bei ihm und genossen im Anschluss eine entspannte Besichtigungstour durch die Stadt: der Blick von der Uferpromenade auf die Berge, die Old Town von Antalya, der Jachthafen und das Treiben in der Shoppingmeile.

Abends trafen wir dann bei Mustafa ein und schleppten unser Gepäck samt Räder in den 4. Stock! Mustafa hatte schon viele Reiseradler als Gäste. Es gab sogar ein Gästebuch. Wir tauschten viele Infos aus und holten uns seine Empfehlung für die geplante Strecke von Mersin über Kayseri nach Trabzon am Schwarzen Meer.

Im Inland geht es hoch auf über 1400 m und wir müssten dort oben mit -10 °C rechnen. Bei Kayseri wollten wir Göreme besichtigen und in Trabzon beschaffen wir uns dann die Visa für unser nächstes Reiseland: den Iran. So war unser Plan.

Samstag, 16.1.16

Nach einem gemütlichen Frühstück beschlossen wir, einen Tag länger zu bleiben. Mustafa half bei der Beschaffung zweier Fahrradketten (Ketten für 9-fach-Schaltung sind rar hier) und bei uns war große Wäsche fällig. Leider gab es keine Waschmaschine; da half nur Handwäsche in der Ortlieb-Faltschüssel. Kaum hing die Wäsche auf der Leine vor dem Balkongeländer, da begann es zu regnen. Also spannten wir diagonal durch einen Raum unsere Leine und holten die Wäsche rein.

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Sonntag, 17.1.16

Es stürmte und regnete den ganzen Morgen. Eigentlich das passende Wetter für einen Pausentag. Doch wir wollten heute weiterfahren. Nach herzlicher Verabschiedung ging es durch Antalya und weiter Richtung Osten. Wir hatten derart heftigen Gegenwind, dass wir keine 20 km fuhren heute. Wir fragten schon frühzeitig an einer Tankstelle nach einem Zeltplatz und hatten Erfolg.

Als wir das Zelt fertig aufgebaut hatten, kam der Tankwart nochmal vorbei und bot uns etwas noch besseres an: einen trockenen, windgeschützten Platz in einem Gewächshaus direkt hinter der Tankstelle. Weil Gewitter und Sturm vorhergesagt wurde für die Nacht, zogen wir um und bauten das Zelt im Gewächshaus auf. Darin war auch noch Platz für die Räder.

Der Sturm wurde abends orkanartig und nachts regnete und gewitterte es so stark, dass mehrfach der Strom ausfiel. Das Gewächshaus hielt uns den großen Winddruck fern. Da hatten wir es heute gut getroffen.

Montag, 18.1.16

SturmschadenWährend es draußen regnete, konnten wir im Schutz des Gewächshauses packen. Das war schon sehr angenehm. Der Sturm war durch. Wir hatten nur normal starken Gegenwind. Die Felder standen unter Wasser und eine große Reklametafel war samt Ständer durch den heftigen Sturm aus dem Boden gerissen worden und umgekippt. Das erinnerte uns an unseren Zeltplatz unter der Reklametafel vor drei Tagen. Da hatten wir auch Sturm und die Konstruktion hätte auf uns kippen können. Haben wir wohl wieder mal Glück gehabt!

Orangen hatte der Sturm ebenfalls von den Bäumen geschüttelt. Und zwar so viele, dass wir bei ca. 3 kg wieder Schluss machen mussten mit dem Sammeln, um sie noch sicher transportieren zu können.

Wir fuhren durch ebenes Flachland. Nach und nach mischten sich nun Bananen-Plantagen unter die Orangenbäume. Im Hinterland gaben die dicken dunklen Wolken immer wieder den Blick auf die schneebedeckten Berge vom Taurusgebirge frei.

Nach 39 km gegen den Wind waren wir platt und suchten uns einen Zeltplatz. Diesmal bot uns ein Tankwart wieder den Gebetsraum zum Nächtigen an. Wir hatten Licht und Strom zum Laden. Wir wurden sogar zum Fernsehen eingeladen.

Dienstag, 19.1.16

Endlich schien wieder die Sonne. Und wir genossen heute einen kräftigen Rückenwind. Das entschädigte für den Kampf gegen den Wind in den letzten Tagen. Wir schafften 70 km. Vor Alanya wurde es sehr touristisch: monströse Hotelanlagen in allen Formen und Farben, Souvenirbuden, Restaurants, Cafés, Bars, usw. Auch die Dichte der deutsch-sprechenden Einheimischen nahm rasant zu: Mehrfach wurden wir direkt auf Deutsch angesprochen und eingeladen auf einen Tee.

Hier sank aber auch die Chance, einen Platz fürs Zelt zu finden. Auf Empfehlung eines Einheimischen fanden wir dann eine überdachte Nische in einem leerstehenden Gebäude nah bei einer Tankstelle. Der kalte Wind störte etwas, sonst war der Platz okay.

Mittwoch, 20.1.16

Nach 10 km erreichten wir Alanya, eine Stadt mit ca. 300.000 Einwohner. 60 % davon sind wohl Deutsche. Wir genossen die warme Sonne und die Meeresbrandung von der Uferpromenade aus und blieben ansonsten auf der Hauptstraße Richtung Mersin.

In einem gut sortierten Bike-Shop fanden wir noch 2 passende Fahrradketten für einen guten Preis und Emir, der Geschäftsinhaber, lieh uns das Werkzeug für den Kettenwechsel vor seinem Geschäft. Wir kamen ins Gespräch und unsere Reise interessierte ihn sehr. Er arrangierte ein Interview mit einem Lokal-TV-Sender aus Alanya und eine halbe Stunde später standen wir im Mittelpunkt einer TV-Aufzeichnung über unsere Reise und unsere bisherigen Erfahrungen.

Viel zu spät verließen wir die Stadt und fuhren weiter die Küste entlang. Die Kombination aus Meer und alpiner Bergwelt machen diesen Landstrich so derart beliebt, dass ähnlich wie in Kroatien jeder Meter Küstenland zugebaut ist mit Hotels oder Urlaubs-Appartements. Daher wurde die Zeltplatzsuche wieder mal eine nächtliche Angelegenheit.

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Wir fanden an einer Tankstelle einen Platz fürs Zelt und fragten um Erlaubnis. Doch mit der Begründung, das sei viel zu gefährlich, boten sie uns einen Schlafraum für Fernfahrer an. Das war uns natürlich recht, denn es ersparte uns erneut den Zeltaufbau. Wir bekamen WiFi angeboten und wurden zum Essen eingeladen: Die Mutter eines Tankstellen-Mitarbeiters hatte türkische Spezialitäten für die ganze Mannschaft gekocht.

Nachts um 3 Uhr riss uns lautes Stimmengewirr aus dem Schlaf: Auf dem Flur in unserer Unterkunft fand offensichtlich gerade eine Verfolgungsjagd statt. Die Kasse der Tankstelle war ausgeraubt worden und die Polizei suchte die flüchtigen Räuber. An unseren Rädern samt Gepäck hatten die Gangster wohl kein Interesse. Alles war noch da.

Donnerstag, 21.1.16

Es regnete. Und die Stimmung der Mannschaft passte nach dem nächtlichen Überfall zum Wetter. Einen Teil der Mannschaft hatten die Räuber mit Pfefferspray außer Gefecht gesetzt. Die Augen brannten immer noch heute Morgen. Einige Beamte der Polizei sammelten Fakten und Beweise. Wir wurden natürlich auch verhört, aber auch für unsere Reise bewundert.

Als der Regen nachließ, fuhren wir weiter. Wir wollten heute einen Abstecher zum Sapadere-Canyon machen. Leider ging es steiler in den Berg hoch, als man uns vor 2 Tagen beschrieben hatte. Da kam uns eine spontane Einladung eines Bauern entlang des Weges als Abwechslung sehr gelegen. Es gab Kaffee und eine Mahlzeit mit heißem Fladen, Oliven und Avocados. Wir bedankten uns herzlich für diese Pause.

Als wir weiterfahren wollten, hatte der angekündigte Dauerregen schon eingesetzt. Die Sicht war so stark vernebelt, dass wir auf eine Besichtigung des Canyons verzichteten und zurückfuhren Richtung Küstenstraße. Am Abend fanden wir in einer halboffenen, riesigen Kfz-Halle einen trockenen Platz für unsere Schlafmatten. Es regnete ununterbrochen und wir waren froh, jetzt nicht bei Regen im Zelt herumkriechen zu müssen.

Freitag, 22.1.16

BeaEs hatte die ganze Nacht hindurch geregnet. Um 7 Uhr pünktlich zum Frühstück hörte es auf. Gutes Timing. Annett hatte gestern Auberginen gekauft und es bot sich die Gelegenheit, daraus auf dem Gasherd in der benachbarten Tankstellen-Küche jetzt eine warme Mahlzeit zu zaubern. Wir rösteten Brot dazu und luden die Tankstellen-Mannschaft zum gemeinsamen Frühstück ein.

Zurück auf der Küstenstraße sprach uns Bea an: Sie war vor 10 Jahren aus Deutschland ausgewandert und hatte vor einigen Tagen von uns im Internet gelesen. Entsprechend groß war ihre Begeisterung, uns nun persönlich hier anzutreffen.

In Gazipasa machten wir Pause. Wir wollten die Mittagssonne nutzen, um die Regenkleidung zu trocknen, bevor sie wieder im Packsack verschwindet. Kaum war sie trocken verpackt, zogen tief dunkle Wolken auf uns zu. Und 30 GazipasaMinuten später hatte uns neuer Regen fest im Griff. Also war die ganze Mühe mit dem Trocknen umsonst.

Je weiter wir jetzt Richtung Osten fuhren, umso dunkler wurde der Himmel. Dann hielt uns die Polizei an, um uns vor dem schlechten Wetter zu warnen. Doch wir wollten sowieso in Kürze einen Zeltplatz suchen. Da waren sie beruhigt und wünschten uns noch gute Reise.

Und keine 300 m weiter fanden wir neben einer kleinen, ruhigen Tankstelle einen Platz fürs Zelt. Das unscheinbare Restaurant neben der Tankstelle entpuppte sich dann später als zentrale Anlaufstelle für Reisebusse: Es war ein permanentes Kommen und Gehen. Bis zu vier Busse waren gleichzeitig zugegen. Entsprechend viele Touristen waren dann auch auf dem Tankstellen-Gelände unterwegs und verfolgten unser Treiben am Zelt. Soviel Verkehr hatten wir selten ums Zelt.

Samstag, 23.1.16

Nach einigen Regenschauern in der Nacht war es heute Morgen trocken. Die Sonne schien oftmals durch die wilde Wolkenkulisse und wärmte dann angenehm. Ansonsten spürte man die 12 °C kalte Luft. Die Straße führte hoch in den Berg bis auf 400 m und schlängelte sich dann an den steil ins Meer abfallenden Berghängen entlang.

Hier wachsen die Bananenstauden auf Terrassen-artig angelegtem Boden und viele Bananenschalen lagen am Straßenrand oder flogen uns um die Ohren (so erlebt, als aus einem Auto in voller Fahrt eine dieser Dinger heraus geworfen wurde und knapp an Annett vorbeiflog). Gelegentlich ragt ein Wohnhaus oder ein großes Gewächshaus aus diesen Plantagen heraus. Ein tolles Panorama.

Spätnachmittags folgte dann eine Abfahrt bis auf Meereshöhe; leider auf viel zu steiler Straße und schlechtem Asphalt. In Anitli fanden wir dann nach kurzer Suche einen Schlafplatz in einem Strand-Restaurant auf dem Betonboden. Nachts gewitterte es ordentlich mit viel Regen. Und wir hatten 2 Katzen als ständige Besucher auf unseren Schlafsäcken.

Sonntag, 24.1.16

Wir waren zwar seit 7 Uhr auf den Beinen, aber der ständige Regen und die 7 °C ließen uns zögern mit dem Aufbruch. Um 9 Uhr mischte sich dann noch Hagel unter den Regen. Um 10 Uhr verzogen sich die dicken Wolken und die Sonne schien. Da fuhren wir los. Es ging hoch in die relativ steilen Küstenberge. Bis 14 Uhr schoben wir hoch, ganze 600 Höhenmeter auf nur 7 km Strecke. Meist hatten wir dabei 10 % Steigung.

Oben angekommen, machten wir Pause an einem Obst- und Gemüse-Verkaufsstand. Wir kauften Avocados und unterhielten uns mit der Verkäuferin. Zum Abschied schenkte sie uns als Wegzehrung noch einige Kakis, Bananen und Orangen.

Die Straße verlief über einige km weiterhin oben im Berg, dann folgte spät nachmittags die Abfahrt bis herunter ans Meer. Mit dem starken Gefälle, der schlechten Straßendecke und den unzähligen Kurven und Serpentinen war diese Abfahrt wahrlich kein Vergnügen, sondern eine Zitterpartie: hoffentlich hat man in der Schussfahrt nicht doch ein Schlagloch übersehen … Und Annett rettete sich bei einem fast missglückten Überholmanöver eines LKW-Fahrers über den Schotter-Seitenstreifen vor einem lebensgefährlichen Abgang.

Unten in Mellec angekommen, beschlossen wir, uns einen Zeltplatz zu suchen, denn für den bevorstehenden Aufstieg aus der Talsohle war es heute schon zu spät. Am Strand aufbauen, wollten wir nicht. Das war uns zu nah an der Straße. Also fragten wir einen Arbeiter in einem Wohn-Container in der einzigen Seitenstraße, die hier von der Durchgangsstraße abging. Der hatte zwar keinen Tipp für einen Zeltplatz, aber er nahm mich mit in ein Kantinen-artiges Gebäude und organisierte uns aus der Küche zwei warme Fladen. Wir freuten uns über die warme Mahlzeit und bezogen dann doch am Strand unseren Platz für die Nacht.

Montag, 25.1.16

Strassenbau im BergDer Regen war erstmal durch. Das war gut. Aber es wehte ein eisiger Wind. Das Wasser in den Pfützen war gefroren. Da wärmten wir uns vor dem Frühstück erstmal am Feuer auf, das ein alter Fischer unweit von unserem Zelt am Brennen hielt.

Und wieder bestand die erste Hälfte des Tages aus Hochschieben bis auf 400 m Höhe. Dabei wechselten wir mehrmals von der Serpentinen-reichen, alten Bergstraße auf die neue Schnellstraße, die sich größtenteils noch im Bau befand. Mehr als ein Dutzend Berge waren bis zur Hälfte abgetragen worden, um eine Trasse in dieses unwegsame Gelände zu schlagen. Auch mehrere Tunnel waren entstanden. Auf einigen Passagen gab es lediglich eine Schotterpiste. Der eisige Gegenwind blies uns da mehrmals den Staub in die Augen, den der LKW-Verkehr erzeugte, der sich an uns vorbeischob.

Um diesen Kampf gegen die Naturgewalten und den Verkehr in Bild und Ton festzuhalten, postierte ich mich vor Annett und just blieb der stürmische Wind aus und es kam minutenlang kein einziges Fahrzeug an uns vorbei. Zähneknirschend verpackte ich die Kamera wieder in der Lenkertasche und Annett fuhr weiter, … da war der Wind plötzlich wieder da und die LKWs staubten uns wieder ein. Das war einer dieser Momente, in denen man vor Wut am liebsten platzen möchte.

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Irgendwann hatten wir dann den Scheitelpunkt erreicht und es ging abwärts. Der Gegenwind war Anamurso stark, dass wir noch in die Pedale treten mussten, um die Straße herunterzurollen. Vor uns im Tal sahen wir schon aus der Ferne die Stadt Anamur. Und doch wurden die 3 km gerade, ebene Straße bis zum Zentrum eine Schiebe-Tortur gegen den stark böigen, eisigen Gegenwind. Die Augen tränten vor Kälte und die Wimpern klebten zeitweise in den gefrierenden Tränen. Füße und Hände waren zu Eis gefroren, unser Blick ging nur suchend entlang der Straße, in der Hoffnung, bald eine Tankstelle anzutreffen, an der wir uns aufwärmen könnten.

Richtig warm wurde uns an diesem Tag aber nicht mehr. Da half auch der heiße Tee der Tankstelle und der kurze Aufenthalt im Supermarkt nicht wirklich. Und das war erst der erste von insgesamt drei frostigen Tagen laut Wettervorhersage.

Die 60 km von Gazipasa bis Anamur beschäftigten uns ganze drei Tage: ca. 1500 Höhenmeter, übler Straßenbelag, zwei Tage nasskaltes Wetter, ein Tag frostiger Gegenwind, kaum Zivilisation und schwierige Zeltplatzsuche. Damit zählen diese drei Tage zu den anstrengendsten unserer bisherigen Reise. Es fühlte sich an, wie eine Alpenüberquerung.

Hinter Anamur fanden wir glücklicherweise einen Schlafplatz in einem leerstehenden Gebäude. Wir holten uns im Laden gegenüber die Erlaubnis und waren dankbar, heute nicht bei eisiger Kälte das Zelt aufbauen zu müssen.

Dienstag, 26.1.16

Es war wohltuend, ohne eisigen Wind zu frühstücken und zu packen. Die Sonne schien und es wurde warm auf der Terrasse hinter dem Gebäude, in dem wir geschlafen hatten. Das nutzten wir zum gegenseitigen Haare schneiden; das war seit Tagen überfällig. Mittags wurde der Wind stärker und es fühlte sich wieder eisig kalt an.

Nachdem wir uns Mamure Kalesi, eine große Burganlage am Meer, angesehen hatten, fuhren wir bis Bozyazi. Hinter der Stadt ging es wieder hoch in die Berge. Das hoben wir uns für morgen auf. Wir fragten einen Bauern nach einem Zeltplatz und er lud uns zu sich ins Haus ein, mit der Begründung, es sei viel zu kalt zum Zelten. Und so saßen wir 30 Minuten später am Kaminofen in der Stube.

Annett half in der eiskalten Küche bei der Zubereitung einer türkischen Abendmahlzeit. Uns war schnell klar, dass wir in der Küche einer talentierten Köchin gelandet waren. In einer Ecke stand ein 70 cm hoher Stapel frisch gebackener, hauchdünner türkischer Fladen mit einem Durchmesser von ca. 60 cm. Für das Abendessen wässerte sie einige dieser harten, steifen Fladen und ließ sie eine Weile quellen.

Das Essen war eine Wucht: eine Pfanne mit Kartoffel, Geflügel und Gemüse aus der eigenen Ernte, gebackener Reis, Brot, Fladen, Oliven, usw. Wir saßen im Kreis der Familie auf dem Boden um eine große Platte herum, die Teller standen auf dem Boden: original türkische Esskultur. Zum Tee kamen 4 weitere Familienmitglieder hinzu, danach gab es noch selbstgemachtes Popcorn und Obst. Geschlafen haben wir dann per Schlafsack im Zimmer nebenan.

Mittwoch, 27.1.16

So reichhaltig wie das Abendessen fiel auch das Frühstück aus. Es war ein traumhafter Aufenthalt, den wir nicht vergessen werden. Wir tauschten die Kontaktdaten aus und verabschiedeten uns mit einer Einladung zu uns nach Deutschland.

Die Straße führte heute tatsächlich wieder hoch auf ca. 300 m und erlaubte pausenlos freie Sicht auf eine traumhafte Küsten-Berglandschaft und das Meer. Aber es ging fast ausschließlich mit 15 % hoch und mit 15 % runter. Dazu wieder dieser unangenehm buckelige Straßenbelag. Bei den Abfahrten hatte ich mehrmals die Befürchtung, dass die Lenkertasche aus der Halterung fliegt; so hart waren die Schläge.

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Repariert wird an dieser Straße nichts mehr; man konzentriert sich auf die neue Schnellstraße mit Talbrücken, Tunnel und Flüsterasphalt. Für die LKWs ist diese Straße auch kein Vergnügen; die Kurven sind zu eng und oft derart steil, dass mancher LKW seine Ladung in der Kurve verliert. So gesehen heute im Aufstieg.

Vor Aydincik treffen wir Jutta und Aadra Jan aus den Niederlanden. Sie waren seit Mai 2015 unterwegs und fahren nahezu die gleiche Route wie wir bis Neuseeland.

In Aydincik füllten wir an einer Tankstelle unsere Wasserflaschen auf. Dabei wurden wir auf einen Tee hereingebeten. Im Gespräch über unsere Reise bot uns der Chef einer Arbeitergruppe, die gerade an der Tankstelle zu tun hatte, eine warme Mahlzeit in deren Arbeiter-Küche unweit der Tankstelle an. Dort gab es dann ein Menü, Tee und einen beheizten Raum.

Nach dem Essen wurde unsere weitere Route durch die kalten Landesteile der Türkei diskutiert und es gab viele Tipps und Empfehlungen für uns. Danach bezogen wir unser Schlafquartier in einem leerstehenden Gebäude, nachdem wir vom Eigentümer die Erlaubnis eingeholt hatten.

Es zog ein unangenehm kalter Wind durch unsere Schlafecke, was wir allerdings erst wahrgenommen haben, nachdem wir uns dort eingerichtet hatten. Da waren wir froh, als wir endlich im Schlafsack lagen. In der Nacht kam dann noch eine Gruppe Jugendlicher mit Taschenlampen vorbei und stöberte im Haus herum. Sie bemerkten uns zwar, ließen uns aber in Ruhe.

Donnerstag, 28.1.16

AbendstimmungDer Tag begann wieder mit einem Aufstieg: 7 km bergauf, 400 Höhenmeter, zwei Stunden Räder schieben. Die Landschaft um uns herum gab nicht viel her, da wurde das Hochschieben etwas monoton. Danach folgte aber eine tolle Abfahrt; wenn sich auch die Straßendecke teilweise in fürchterlichem Zustand befand. Aber auch hier entsteht schon die neue Schnellstraße dicht neben der alten Trasse.

Am Ende der Abfahrt ist man auf Meereshöhe in Karatepe, einem kleinen Dorf. Hier trafen wir Mustafa und Yussuf, zwei Reiseradler aus der Türkei. Sie waren Lehrer und nutzten die Schulferien für eine kleine Rundreise.

Hinter dem Dorf ging es gleich wieder hoch, selbstverständlich „schiebend“. Seit Gazipasa ist die Küstenstraße im Charakter unverändert: steile, lange Anstiege, steile Abfahrten, kleine Dörfer mit nur wenigen Einwohnern auf Meereshöhe. Es gibt selten einen Laden oder Bäcker; die Versorgung ist nicht einfach für uns Radler.

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Das Gelände zwischen den Dörfern besteht aus relativ hohen, steil abfallenden Bergen, die der Straße oft eine kurvenreiche Berg- und Tal-Fahrt bescheren. Das hohe Verkehrsaufkommen führt nicht selten zu gefährlichen Begegnungen mit LKWs und Reisebussen.

Freitag, 29.1.16

Die Sonne schien und der eisige Wind war endlich weg. Drei Tage lang hatte er uns das Radeln und die Nächte sehr unangenehm gemacht. Und die Einheimischen sagten uns heute, es sei ein ungewöhnlich kalter Winter für diese Region. Seit drei Wochen sei heute der erste warme Tag hier an der Küste. Das war uns gar nicht so bewusst gewesen, nach den kalten Novembertagen in Griechenland. Da waren wir offensichtlich schon etwas abgehärtet. Jetzt hofften wir auf ein paar warme Tage hier an der Küste, bevor wir im Inland Richtung Kayseri wieder mit Kälte und Schnee konfrontiert würden.

Wir erreichten nach ca. 10 km endlich das Flachland. Damit lag das Gebirge Taseli Yarimadasi und 4 harte, mühsame Tage hinter uns. Die Steigung lang meist zwischen 10 und 15 %, der Straßenbelag war ebenfalls eine Zumutung. Aber das Erlebnis dieser grandiosen Berglandschaft möchten wir nicht missen. Wenn in wenigen Jahren die neue Straße mit all ihren Tunnels freigegeben ist, büßt man einen großen Teil dieser Erlebnisse ein.

In Tasucu waren wir endlich wieder in der Zivilisation angekommen: Es gab wieder Lebensmittelläden, Restaurants, Menschen und WiFi. Das nutzten wir natürlich: erst Einkauf, dann Kuchen vom Bäcker, zum Abschluss ein Restaurant-Besuch. Ein türkisch-englisches Paar dolmetschte für uns dann noch bei der Auswahl der Gerichte.

Hinter der Stadt fanden wir dann einen Zeltplatz nah an einer Tankstelle. Wir konnten WiFi nutzen und kamen mit der Mannschaft an der Tankstelle ins Gespräch. Nachts um 2 Uhr kroch ich dann auch in den Schlafsack.

Samstag, 30.1.16

Nach einigen Wartungsarbeiten an beiden Rädern ging es um 10 Uhr bei Sonnenschein weiter durchs Flachland bis Silifke. Dabei genossen wir die Höhenmeter-freie Straße nach den anstrengenden letzten Tagen. Auch gab es heute wieder Orangen in großen Mengen am Straßenrand aufzusammeln. Schön, dass die Ernte noch lange nicht abgeschlossen ist.

In Silifke nahmen wir uns ausgiebig Zeit für eine gemütliche Stadtrundfahrt. Neben Straßen mit unzählig vielen Geschäften gab es auch eine Straße mit einer Reihe Teehäuser. Hier war gerade der männliche Teil der Stadtbewohner versammelt und trank Tee oder spielte Karten. Wir sind noch nirgendwo so oft und so lebhaft gegrüßt worden wie bei der Durchfahrt in dieser Straße. Gleich mehrmals wurden wir auf einen Tee eingeladen und einige präsentierten stolz ihre deutschen Sprachkenntnisse: „Goten Dak“ und „We gähtz?“ oder „Alaß glarr?“ schallte es zu uns herüber. Wir glänzten dann im Gegenzug mit unseren türkischen Sprachkenntnissen.

Einige Straßen waren uns dann aber zu unheimlich: Slums-artige Verhältnisse und viele dunkle Gestalten um uns herum. Da zogen wir dann schnell weiter.

Sonntag, 31.1.16

Der Lochschnüffler Marke EigenbauAnnett vermutete ein Loch in ihrer Schlafmatte. Also nutze ich die erste Pause an einer Tankstelle für die Suche nach dem Loch mit dem selbstgebauten Lochschnüffler. Doch die Suche war ergebnislos. Zwischendurch gesellte sich ein 70-jähriger deutschsprechender Rentner zu uns und wir plauderten 2 Stunden lang. Die Sonne schien und es wurde sommerlich warm im Windschatten der Tankstelle. Da wollten wir keine Hektik aufkommen lassen.

Nachmittags besichtigten wir die Ruinen der antiken Stadt Korykos. KorykosDie Fahrt mit der kleinen Personenfähre zur Burganlage Kizkalesi viel für uns aus, weil wir die Fahrräder nicht unbeaufsichtigt auf dem Festland stehen lassen wollten. Abgesehen von diesen sehenswerten Ruinen ist die Gegend etwas trostlos.

Die Zeltplatzsuche war heute ungewöhnlich anstrengend. Alles ist wegen der tollen Strände touristisch genutzt, die gesamte Küste völlig zugebaut. Auf dem Weg zum Strand fanden wir dann doch einen ruhigen Platz, direkt neben einem eingezäunten Fußballplatz.

Eine Stunde nach dem Zeltaufbau wurde plötzlich das Flutlicht eingeschaltet auf dem Platz und ab 20 Uhr fand ein Fußballspiel statt. Damit hatten wir überhaupt nicht gerechnet.

Ich nutzte die Gelegenheit zum Zuschauen und gesellte mich zum kleinen Publikum. Wir kamen schnell ins Gespräch und nach dem Spiel kannten dann alle Spieler meinen Namen sowie unser Reiseziel und ich wurde in der Halbzeitpause und beim Elfmeterschießen mit auf den Platz geholt. Zur Verabschiedung gab es dann Cola und ich erhielt eine dieser türkischen Ketten und eine Handvoll Zitronen aus der aktuellen Ernte in dieser Gegend geschenkt.

Um 22 Uhr war dann Ruhe um unser Zelt und das Flutlicht wurde ausgeschaltet. Dann ging es im Zelt weiter: Wir durften die erste Mücke in diesem Jahr verjagen.

Montag, 1.2.16

Die Schlafmatte von Annett war undicht. Da waren wir jetzt sicher. Wir beschlossen, bei unserem anstehenden Warm Showers Kontakt in Mersin die Reparatur durchzuführen.

Weiter ging es auf der Küstenstraße mit zunehmendem Verkehr bis nach Erdemli. Wir suchten zunächst zwei bestimmte Läden, in denen wir auf Empfehlung eines Einheimischen einen guten Ziegenkäse und Vollkornbrot kaufen könnten. Nachdem beides erfolgreich erworben wurde, machten wir Pause an einer Tankstelle.

Annett winkte einer Mutter mit Kleinkind auf dem Balkon im Nachbargebäude freundlich zu und kurz darauf brachte uns diese junge Frau 2 Gläser Tee und einen Teller mit Sarma, einer türkischen Spezialität.

Dann kamen zwei junge Männer aus derselben Familie zu uns herunter und hießen uns herzlich willkommen in der Türkei. Nach fünf Minuten Plauderei folgte eine Einladung in deren Wohnung, wo wir dann mit den anderen 15 Familienmitgliedern bekannt gemacht wurden. Wir tranken türkischen Kaffee, nahmen am gemeinsamen Essen in türkischer Tradition auf dem Boden teil, lernten dabei neue türkische Spezialitäten kennen und erhielten viele Tipps zur Reiseroute und zu den aktuellen Konflikten im Osten des Landes.

Kurz vor Einbruch der Dunkelheit tauschten wir unsere Kontaktdaten aus und verabschiedeten uns. Wir fuhren zügig aus Erdemli heraus und fanden an einer Tankstelle einen Zeltplatz. Tee, WiFi und türkisches TV-Programm gab es, bis die Augen zufielen.

Dienstag, 2.2.16

Vor der Abfahrt informierten wir unseren Warm Showers Kontakt Samet für heute Abend über unsere Ankunft und das Tankstellen-Team spendierte uns noch eine Runde Teilchen vom Bäcker. Dann brachen wir auf. Es waren nur ca. 20 km ohne nennenswerte Höhenmeter bis zum Treffpunkt mit Samet. Das versprach einen entspannten Tag.

Unser erster Stopp war an einem Straßenstand, an dem geflochtene Bambus-Körbe in allen Größen verkauft wurden. Dahinter saßen die Korbflechter im Freien. Wir schauten uns den gesamten Entstehungsprozess und die Arbeitsteilung beim Korbflechten an. Nachdem sie eingesehen hatten, dass wir mit unserem Fahrrad-Gepäck keine Verwendung für deren Körbe haben, luden sie uns auf einen Tee ein. Daraus wurde nach kurzer Zeit ein gemeinsames Essen im Freien.

Vor Mersin fuhren wir an den Strand, um uns vom Mittelmeer zu verabschieden, denn ab Mersin ging unsere Route durch das Inland weiter Richtung Norden. Am Strand sprach uns dann Sebnem auf Deutsch an, nachdem sie unsere Landesflagge am Rad gesichtet hatte. Wir plauderten 2 Stunden lang miteinander. Anschließend machten wir Mittagspause am Strand. In dieser Zeit wurden wir viermal von syrischen Landsleuten angesprochen, die nur nach unserem Namen fragten und uns willkommen hießen. Das war schon etwas merkwürdig. Dementsprechend waren wir sehr aufmerksam, was sich um uns herum abspielte. Ab Mersin beginnt das Gebiet, das wir aus Sicherheitsgründen derzeit meiden sollen.

Um 16 Uhr waren wir verabredet mit Samet. Er war Buchhalter in einem Gymnasium und am Treffpunkt in der Schule lernten wir sogleich das gesamte Team kennen: die Handwerker, die Büroangestellten und den Rektor.

Samet wohnte 500 m weiter im 2. Stock, mit einem Rottweiler und 2 Katzen. Samt Fahrräder hievten wir alles Gepäck hoch in die Wohnung und stimmten das Abendprogramm ab: Duschen, Waschmaschine, Essen usw. Die Waschmaschine war überfällig und wurde randvoll. Samet lieh uns Kleidung für den Abend, weil unsere Sachen zunächst trocknen mussten. Dann ging es mit den Fahrrädern raus: Döner essen, Tee trinken im Strandcafe und eine Runde Kaffee in Mersin Marina, einem Gastronomie-Park am Jachthafen. Mette, ein Freund von Samet, war mit von der Partie. Ein gelungener Abend. Wir beschlossen, bei Samet einen Pausentag einzulegen (wir könnten so lange bleiben, wie wir wollen; ein verlockendes Angebot).

Mittwoch, 3.2.16

Gemeinsames Frühstück in der Schule, Audienz beim Rektor, Führung durch das Schulgebäude und Plauderei mit der Tochter vom Rektor, dann gemeinsames Mittagessen in der Schule (es gab Tanuni, eine türkische Spezialität hier in Mersin) und zum Abschied ein Geschenk vom Rektor (die vielen kleinen Geschenke wachsen langsam zu einem nicht unwesentlichen Zusatz-Reisegewicht).

Wieder in Samets Wohnung, suchte ich das Loch in der Schlafmatte von Annett. Mit dem selbstgebauten Lochschnüffler war nichts zu finden; also musste ich die Matte nach klassischer Methode unter Wasser tauchen. Nachdem ich dabei das Bad vollständig unter Wasser gesetzt hatte, war endlich ein Loch gefunden (am abgerundeten Seitenrand, einer völlig unüblichen Stelle). Ich dichtete das Loch ab, wie schon meine Matte vor einigen Wochen in Griechenland. Eine der beiden Katzen sprang derweil über die offene Dose mit dem Reparaturmaterial und verstreute den gesamten Inhalt systematisch auf dem Boden des Zimmers.

Samet half am Abend bei der Recherche der Zugverbindungen zwischen Mittelmeer und Schwarzem Meer. Wir müssen in den kommenden Wochen im Inland teilweise mit Schnee und -16 °C rechnen. Und die Anstiege summieren sich dort auf 15.000 Höhenmeter. Da wären einige Zugfahrten eine angenehme Entlastung. Leider gab es meist täglich nur eine Abfahrtszeit: 17 Uhr. Das bedeutete für uns: Ankunft bei Dunkelheit oder sogar in der Nacht. Wir waren so beschäftigt, dass wir derweil gar nicht registrierten, wie der Rottweiler genüsslich an einem unserer frisch gewaschenen Socken herumkaute.

Donnerstag, 4.2.16

Annett hatte sich eine Erkältung eingefangen. Da fiel der geplante frühe Start heute Morgen erstmal ins Wasser. Mittags verabschiedeten wir uns mit einem kleinen Geschenk und stürzten uns in den Verkehr von Mersin. Eine nette Uferpromenade hat die Stadt. Man umgeht so zumindest bis zum Containerhafen den Verkehr. Nachmittags lag eine Smog-artige Dunstschicht über Mersin. In Kombination mit aufgewirbeltem Staub und den vielen städtischen Kleinbussen, die alle 50 m halten, um jemanden ein- oder aussteigen zu lassen, war das schon sehr belastend. Aber wir schafften es zumindest, vor Einbruch der Dunkelheit die Stadt zu verlassen. Das erleichterte die Zeltplatzsuche (obwohl sie uns an der ersten Tankstelle zwar den Gebetsraum, aber lediglich für die Zeit von 20 Uhr bis 24 Uhr anbieten konnten).

Freitag, 5.2.16

Beim Zeltpacken bemerkten wir einige Löcher in der Außenzeltwand. Da hatte die Tankstellen-Katze wohl versucht, unser Zelt zu erklimmen. Glücklicherweise besteht unser Außenzelt aus Rippstop-Nylon. Da bleibt es bei kleinen Löchern.

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Tipps für Zeltpflege und Zeltreparatur

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Yenice BahnhofWir hatten starken Gegenwind heute. Aber keine Berge vor uns. So erreichten wir heute doch schon Yenice, unseren Ausgangspunkt für die geplante Zugfahrt bis Nigde. Diese Zugfahrt erspart uns den Aufstieg ins Gebirge „Orta Toroslar“ mit 1600 Höhenmetern und wir gewinnen 1 Woche Zeit, denn am 9.3. müssen wir die Türkei verlassen. Leider fährt hier täglich nur ein Zug. Und bei Abfahrt 17 Uhr und 5 Stunden Fahrzeit würden wir in Nigde ca. 22 Uhr ankommen. Der Ticketkauf verlief reibungslos. Und der Transport der bepackten Räder quer über 2 Gleise war auch schnell erledigt. Ich besorgte noch Riemen aus einem der vielen Läden im Zentrum von Yenice und bastelte Tragegriffe an beide Gepäckträger.

Und dann wurde es spannend. Der Zug lief ein und wir suchten den Schaffner in der Erwartung von Instruktionen: welcher Waggon, wohin mit den Rädern, usw. Da rollte der Schaffner schon die Augen und vermittelte uns, dass Fahrräder nicht erwünscht sind im Zug. Wir engagierten 2 Helfer auf dem Gleis und hievten die bepackten Räder über die ca.60 cm Stufen hoch in den Zug. Man hörte mehrere harte Schläge; keine Ahnung, wo unsere Räder gerade gegenschlugen. Wir hofften, dass nichts zu Bruch gegangen war.

Und da standen wir nun im Übergangsbereich zwischen 2 Waggons und hofften, nicht von allen anderen Reisenden geächtet zu werden, denn an uns kam man jetzt nur noch mit Kletterführer vorbei. Der Zug fuhr los und wir warteten auf den Schaffner. Der holte direkt einen Kollegen herbei und dann gab es eine Standpauke: Räder sind schon unerwünscht, und Räder mit Gepäck: Das geht gar nicht.

Der Schaffner zückte seine Rechenmaschine und erhob eine saftige Cargo-Gebühr, die wir trotz Verhandlungs-Versuch bezahlen mussten. Radtransport im ZugDann setzte er mit seinem Schlüssel drei Türen still und diktierte Annett Rad in die offene Toilette und mein Rad quer davor. Ich fixierte das Ganze dann mit einer Schnur.

Als ich fertig war, prüfte er alles, sagte „ok“ und fragte vor dem Gehen, woher wir kommen. Als er dann hörte, dass wir Deutsche sind, hob er erfreut die Augenbrauen, sagte „für Deutsche entfällt die Cargo-Gebühr natürlich“ und wir bekamen unser Geld zurück. Er organisierte uns zwei Sitzplätze direkt bei den Rädern und war ab jetzt der freundlichste Schaffner, der uns je begegnet ist. Um 22:30 erreichten wir Nigde. Der Schaffner sorgte beim Aussteigen noch für ein sicheres Gelingen und verabschiedete sich persönlich bei uns.

Dann gingen wir auf Zeltplatzsuche. Auf der Suche nach einer Tankstelle hielt plötzlich ein Polizeiwagen neben uns. Ein Polizist sprang heraus, rannte mit lauten Befehlen auf mich zu und hielt mir seine Pistole vor die Brust. Ich wurde sofort nach Waffen abgetastet, sollte mich nicht bewegen und die Hände schön in die Höhe halten. Dann wollten sie unsere Pässe haben.

Derweil kam ein zweiter Wagen mit Verstärkung heran. Wir wurden bis vor die Polizeistation von Nigde gezerrt und ich musste das gesamte Gepäck abladen und die Packtaschen öffnen.  Als Nächstes musste ich den gesamten Inhalt einer Packtasche auf dem Betonboden ausbreiten und alles wurde kritisch geprüft: der Stromadapter, die Festplatte mit den Fotos, die beiden Notizbücher, die wir in den letzten Tagen geschenkt bekommen hatten, …

Als die Beamten merkten, dass ich kurz vor dem Ausrasten war, wurden immer mehr Beamte hinzugezogen. Insgesamt waren dann 8 Polizisten und der Chef der Station mit uns beschäftigt. Lediglich der Chef sprach etwas Englisch. Und er hörte zu, als ich plausible Erklärungen abgab: warum wir hier mitten in der Nacht mit voll bepackten Fahrrädern durch die Stadt fuhren.

Nach einer Stunde war dann klar: Wir sind keine Terroristen, keine Kriminellen, gehören keiner politisch oder religiös motivierten Organisation an, gegen die sich die Türkei zurzeit wehren muss. Dann wendete sich das Blatt und man suchte fieberhaft nach einem Hotel für uns hier in der Nähe. Als wir dann zu verstehen gaben, dass uns ein Platz für unser Zelt auf einem Tankstellen-Gelände völlig ausreicht, organisierte man für uns eine Eskorte zur nächstgelegenen Tankstelle und machte dort einen Platz für uns klar. Der aufkommende Sturm und einsetzender Regen gab uns dann den Rest für diesen Tag.

Samstag, 6.2.16

In der Nacht hatte es geschneit. Doch das war nur der Vorbote für das, was uns erwartet. Bis 10 Uhr gab es immer wieder Regenschauer. Dann war für kurze Zeit die Sonne zu sehen. Unser Programm für heute: die Besichtigung von Gümüsler Manastiri: unzählig viele Höhlen und Behausungen in eine Felswand gemeißelt und eine unterirdische Kapelle. Wir waren in Kappadokien angekommen.

Lesetipp: Gümüsler Manastiri in Kappadokien

SchneeschauerAuf dem Rückweg zur Hauptstraße überraschte uns dann ein heftiger Schneegraupel-Schauer und ein Temperatursturz von 8 °C auf 1 °C. Somit hatten wir in 24 Stunden eine Abkühlung von 22 °C auf 1 °C zu verkraften. Wir fuhren die nächste Tankstelle an und wärmten uns erst einmal auf.

Als wir weiterfahren wollten, signalisierte uns ein Autofahrer, dass in unserer Fahrtrichtung gerade Schnee fällt. Da beschlossen wir, hier das Zelt aufzubauen. Gökhan und Mustafa von der Tankstelle organisierten uns dafür einen Platz fürs Zelt.

Während dem Zelt-Aufbau setzte auch bei uns Schneefall ein und innerhalb einer Stunde fielen 10 cm Dinner in der TankstelleSchnee. Gökhan lud uns zum Essen in den Tankstellenladen ein. Es gab heiße Linsensuppe. Danach konnte ich erstmal das Zelt freischaufeln; natürlich mit den Händen. Sie waren danach so taub vor Kälte, dass es beim Aufwärmen schmerzte. Dann holten wir den Wetterbericht ein: heute Nacht -5 °C, morgen Schneefall und kommende Nacht -16 °C. Na, das waren ja tolle Aussichten.

Sonntag, 7.2.16

Zelten bei SchneeVor dem Aufstehen schlug ich von innen den neuen Schnee vom Zeltdach, um das Zelt zu entlasten. Dadurch wuchs die Schneewand rings um das Zelt bis auf 40 cm. Entsprechend viel Schnee kam mir dann entgegen, als ich das Zelt öffnete. Es hatte weitere 5 cm geschneit. Das Zelt grob vom Schnee befreien war kein Problem. Aber das Außenzelt war steif, die ein Brett. Wir hatten -2 °C. Wie sollten wir da das Zelt ohne Beschädigung einrollen? Erst einmal frühstücken, dachten wir.

Wir erfuhren, dass es heute weiter schneien soll. Da dachten wir an einen Pausentag und fragten, ob das Zelt noch eine Nacht stehen bleiben könne. Natürlich, sagte Gökhan und lud uns spontan zu sich nach Hause ein für den Tag und die kommende Nacht. Wir ließen das Zelt stehen und Gökhan nahm uns mit nach Hause.

Mausoleum in NigdeDort wurden wir mit einem wunderbaren Frühstück begrüßt und verbrachten den Tag mit der Familie. Per Auto zeigte uns Gökhan Sehenswertes in Nigde und Umgebung. Unter anderem die Burg und 2 Mausoleen in Nigde und einen See oben in den Bergen. An der Burg war sogar eine Schneeballschlacht möglich, soviel Schnee hatten wir hier.

Wir zeigten im Gegenzug Bilder der schönsten Gebiete in Deutschland und luden die Familie ein, uns in Deutschland zu besuchen. Das Abendessen war, wie schon das Frühstück, wieder eine Wucht.  Es wurde abends bitterkalt. Da waren wir froh um den Schlafplatz im beheizten Zimmer.

Montag, 8.2.16

Nach dem Frühstück bedankten wir uns mit einem Geschenk und nach einer herzlichen Verabschiedung fuhren wir wieder auf die Tankstelle. Es hatte nicht mehr viel geschneit in der Nacht. So war der Zeltabbau schnell erledigt. Die eisige Kälte setzte uns sehr zu in den Morgenstunden. Hände und Füße waren eiskalt, das Wasser in den Trinkflaschen gefroren, auf der Fahrbahn immer wieder vereiste, spiegelglatte Pfützen und ein scharfer Gegenwind. HochebeneZudem ging es kontinuierlich leicht bergauf.

Mittags erreichten wir dann die Hochebene auf 1200 m Höhe. Jetzt ging es ohne große Steigungen weiter. An Kleidung tragen wir mittlerweile alles, was wir an Reserven mitgenommen haben. Da kommen zur Zeit 6 Bekleidungs-Schichten zusammen. An den Fingerkuppen haben sich durch die kalte Luft mittlerweile blutige Risse gebildet. Das erschwert alle Handgriffe.

In der Ferne ragten die komplett eingeschneiten Berge aus der Ebene empor. Ansonsten erstreckte sich nur weite Ebene mit spärlicher Bebauung um uns herum. Vor Nevsehir erhielten wir an einer Tankstelle die Erlaubnis zum Zelt-Aufbau. Zur Begrüßung gab es erst einmal einen Kaffee. Laut Wetterbericht waren -15 °C für die Nacht angekündigt. Nach kurzer Plauderei bot man uns dann den Gebetsraum zur Übernachtung an, weil es ja viel zu kalt zum Zelten wäre. Was für ein Segen, dachten wir und bedankten uns.

Dienstag, 9.2.15

Heute wehte kein Wind. Das sorgte für deutlich wärmere Luft als gestern und hob die Laune. Hinzu kam die Vorfreude auf Göreme, unser nächstes Besichtigungsobjekt. Vor Nevsehir wurde es zunehmend hügeliger. Die Anstiege waren kurz und steil. Bergauf schwitzten wir, bergab froren wir. So schnell konnten wir gar nicht unsere Kleidung anpassen heute, wie die Körpertemperatur sich veränderte.

Die Hochebene war vollständig zugeschneit. Und in der Ferne sah man die schneebedeckten höheren Berge rings um uns herum. Über die Straße liefen immer wieder Schmelzwasser-Bäche und zeitweise war die Randzone der Straße, unser Radweg, ganz schön aufgeweicht und schlammig. Wir zogen die Regenhose an, um uns vor dem Schlamm-Wasser zu schützen, das von den vorbeirauschenden LKWs hoch spritzte.

Am späten Nachmittag hatte ich dann am Vorderrad meinen nächsten Plattfuß. Jammern wollte ich da nicht; schließlich hatten wir einige Wochen Ruhe seit der letzten Panne. Aber es war nicht besonders angenehm, in der abendlichen Kälte am Fahrrad herumzuschrauben. Als ich fertig war, hatte die Dämmerung schon eingesetzt. Da kamen wir für die Zeltplatzsuche etwas unter Druck. Zumal es schwierig war, einen Platz mit wenig Schnee zu finden.

An einer Tankstelle vor Göreme durften wir dann im beheizten Obergeschoss unsere Schlafsäcke ausbreiten. Wir bedankten uns mit einer Runde Kuchen für das Team und waren heilfroh, nicht bei den angekündigten -15 °C im Zelt nächtigen zu müssen. Wir bekamen noch den Hinweis, dass morgen früh um 6 Uhr viele Heißluftballons über Göreme aufsteigen würden.  Das wollten wir uns natürlich anschauen.

Mittwoch, 10.2.16

Ballons über GöremeUm 5:30 Uhr sind wir aufgestanden und tatsächlich: nach und nach stiegen 27 Ballons über Göreme in die Lüfte. Ein grandioses Schauspiel zum Sonnenaufgang. Im Sommer sollen es bis zu 50 Ballons sein. Die Sonne bescherte uns heute beste Sicht für das bevorstehende Besichtigungsprogramm. Und durch den frühen Start in den Tag erreichten wir auch vor dem großen Touristenstrom Göreme.

Göreme in Kappadokien

 

Atemberaubende Felsenkulisse, Behausungen und Kapellen in den Fels gehauen, Wandmalereien, unterirdische Kapellen, … der Ursprung der griechisch-orthodoxen Kirche. Ein Highlight auf unserer Radreise. Durch das Schmelzwasser war der Boden auf vielen Wegen Sumpf-artig: Man versank mehrere cm tief im Schlamm. Da wurde die Besichtigung oft zur Rutschpartie.

Danach ging es über Ürgüp weiter Richtung Kayseri durch karge, baumlose Steppe. Weit und breit keine Zivilisation. In der Ferne ragte der komplett eingeschneite, 3917 m hohe Berg „Erciyes Dagi“ aus dieser Hügellandschaft empor. Wir waren froh, dass wir kurz vor der Dämmerung doch eine Tankstelle antrafen.

Ich prüfte das Umfeld auf Zeltplatz-Tauglichkeit, während Annett die vielen Fragen des Tankstellen-Teams beantworten durfte. Daraus entwickelte sich dann prompt das Angebot, im Restaurant nebenan auf dem Boden zu schlafen. Man räumte eine Ecke für uns frei und wir legten Matten und Schlafsäcke auf den Boden.

Es kamen zwar nicht mehr viele Gäste an diesem Abend, aber ab 20 Uhr lief der Fernseher: ein Spielfilm mit Überlänge in türkischer Sprache und in einer Lautstärke für Schwerhörige. Das Publikum bestand dabei aus einem Gast und einem Angestellten. Trotz der Lautstärke schliefen wir irgendwann ein und bekamen nicht mehr mit, wann der Fernseher ausgeschaltet wurde.

Donnerstag, 11.2.16

Zum Frühstück gab es bei Annetts Vorderrad erstmal einen Plattfuß. Jetzt entsorgte ich auch aus dem Vorderrad die Pannenschutz-Einlage, denn heute waren deren feine Risse eindeutig die Ursache für das Loch im Schlauch.

Durch den kalten Wind war ich nach der Reparatur schon ziemlich durchgefroren. Dann ging es weiter Richtung Kayseri vor Kayseristetig bergauf, auf dem bekannt rauen Straßenbelag und gegen einen heftigen, kalten Gegenwind. Wir schafften in 2 Stunden gerade mal 9 km Strecke. Mittags setzte dann noch Schneeregen ein und sorgte für weitere Auskühlung. Es fühlte sich an, wie Nadelstiche, wenn der Regen im Gesicht auftraf. Das war sehr frustrierend heute.

Bis kurz vor Kayseri gab es auch nur eine einzige Tankstelle auf 40 km Strecke, wo man sich mal aufwärmen konnte. Dort trafen wir auch, wie so oft in den letzten Tagen, syrische Mitarbeiter an. Sobald sie wissen, dass wir Deutsche sind, versuchen sie, einen engeren Kontakt zu uns aufzubauen, um ihren Weg nach Deutschland zu ebnen. Man erzählte uns, dass in den letzten Wochen 4 Millionen Syrer in die Türkei flüchteten.

In Kayseri gab es erstmals seit Nevsehir wieder Bäcker und Supermarkt. Für den Einkauf reichte die Zeit, aber die überfällige Essenspause verschoben wir. Wir wollten nicht zu spät am Bahnhof eintreffen, um unsere Bahntickets für die Strecke Kayseri-Sivas zu kaufen. Die Fahrt durch die Stadt war nicht besonders angenehm: Dauerregen, starker Nebel, viel Verkehr und schlechte Straßen erforderten ständig volle Konzentration. Hinzu kam die Suche nach dem richtigen Bahnhof. Doch alles lief glatt und die Tickets waren schnell gekauft. Wir klärten noch sorgfältig ab, wie und wo die Räder eingelagert werden während der Fahrt, um ein Chaos wie bei der ersten Bahnfahrt zu vermeiden.

Und doch wurde es wieder abenteuerlich: Der Einstieg in den Gepäckwagen war eine offene Luke in einem Meter Höhe. Zu dritt hievten wir die voll bepackten Räder in die Luft und hofften, dass Schaltung, Zahnkränze und Schutzbleche nicht beschädigt würden. Als die Räder im Waggon standen, kamen drei Schaffner auf mich zu und wollten abkassieren. „Geht das schon wieder los“ dachte ich und verwies auf unsere Tickets: Alles schon bezahlt, Fahrräder inbegriffen. Sie stöhnten genervt und ließen mich in Ruhe. Drei Waggons weiter hatten wir unsere Sitzplätze. Dort war es 27 °C warm; und es gab kein Fenster zum Öffnen. Da hatten wir vier Bekleidungsschichten zu viel an.

Unsere Entkleidungsaktion war dann für viele Mitreisende bestimmt genauso interessant wie für uns das einstündige Beten eines greisen Moslems neben uns. Die Zugfahrt dauerte von 19 Uhr bis 24 Uhr. Um Schäden an den Rädern beim Aussteigen zu vermeiden, lösten wir die Packtaschen aus den Halterungen und  trugen alles einzeln aus dem Waggon. Sivas war zugeschneit. Und der Bahnhof lag mitten in der Stadt.

Um bei der Suche nach einem Zeltplatz mitten in der Nacht eine unangenehme Begegnung mit der Polizei wie in Nigde vor einer Woche zu vermeiden, fragten wir im Bahnhof nach einem Platz für die Nacht. War kein Problem: im Wartesaal sollten wir die Räder in die Ecke schieben und auf den Sitzbänken könnten wir uns hinlegen. Wir waren erleichtert. Uns störten nur die Blicke der vielen Leute im Saal, die auf den Zug warteten.

Als dann um 1 Uhr der Zug einlief, verließen gerade mal drei Personen den Saal. Die anderen legten sich nun alle schlafen, so wie wir. Und alle wünschten sich gegenseitig „Gute Nacht“. Da hatten wir ja richtig viel Gesellschaft.

Freitag, 12.2.16

Die Straßen waren freigeräumt, aber wir durften durch Schneematsch und Riesenpfützen fahren. Etwas unwohl war uns, weil es in Sivas und Umgebung eine hohe Anzahl Kangals gibt. Und diese Hunde sind nicht nur ungewöhnlich groß, sondern sie können auch sehr unangenehm werden.

Wir fuhren ab Sivas durch weites, verschneites Hügelland auf 1200 bis 1400 m Höhe. Durch den leichten Rückenwind spürten wir die Kälte kaum. Aber durch die insgesamt 500 Höhenmeter wurde der Tag doch anstrengend. In Yildizeli auf 1450 m Höhe ging ich auf Suche nach Spiritus. Eine Gruppe Jugendlicher half mir dabei: Sie führten mich durch Seitenstraßen, an Hühnerställen vorbei, über Schlammwege und eine schmale Fußgängerbrücke und fragten sich in meinem Namen nach Spiritus durch. Die Suche blieb erfolglos, aber wir hatten den ganzen Weg über Spaß.

Durch die schlammigen Wege und die Pfützen-Springerei hatte ich mittlerweile nasse Füße. Und ich befürchtete, dass es meine Schuhe langsam hinter sich haben: undichte Sohle, Risse im Außenmaterial, ausgerissene Schnürsenkel-Ösen. Da bahnte sich ein Neukauf an. Weil es schon dämmerte, suchten wir uns noch in Yildizeli einen Platz für die Nacht.

Samstag, 13.2.16

Wir hatten Yildizeli noch nicht verlassen, da wurden wir von der Polizei kontrolliert. Touristen sind hier wohl nie unterwegs, schon gar nicht im Winter und mit Fahrrad. Aber unsere Pässe waren sauber und wir durften weiterfahren.

Es ging hoch in die Berge bis auf 1650 m Höhe. Um uns herum schneebedeckte Hügel. Durch die Sonnenstrahlen schimmerte die gesamte Winterlandschaft in den verschiedensten Weißtönen. Auf halbem Weg kam erneut Polizei auf uns zu. Sie wollten wissen, wo wir herkamen und welchen Weg wir geplant hatten. Diesmal war es keine wirkliche Polizei-Kontrolle, sondern eher persönliche Neugier.

Auf der Passhöhe wollten wir im Windschatten der Straßenwacht Pause machen. Der Chef des Teams rief uns direkt herein in die warme Stube und spendierte uns eine Runde Ayran. Als wir nach einer Stunde wieder aufbrechen wollten, war der Himmel tief dunkel verhangen und es wehte ein kalter Wind. Jetzt war uns klar, warum das 5-köpfige Team der Straßenwacht die ganze Zeit wie gelangweilt herum hing: Sie alle warteten auf den vorhergesagten Schneefall und ihren Einsatz mit den Räumfahrzeugen.

Wir gaben Gas und wollten möglichst schnell aus dieser Höhe herunter Richtung Tokat, denn bei schneeglatter Straße geht mit bepackten Fahrrädern oben im Berg gar nichts mehr. Nach 500 m Abfahrt hörte ich beim Betätigen der Hinterradbremse das grausame Geräusch von Metall auf Metall. Einer der Bremsbeläge war jetzt so weit abgefahren, dass das Metall auf der Felge herumschliff. Seit Tagen hatte ich schon einen Ersatz-Bremsschuh in der Lenkertasche, in dem Bewusstsein, dass bald ein Austausch ansteht. Die Kontrolle dieses einen, stark abgenutzten Bremsbelages hatte ich in den letzten Tagen jedoch völlig vergessen. Jetzt half nur: anhalten und sofort austauschen.

In einer steilen Kurve, im kalten Wind und mit der Sorge im Nacken, dass hier gleich der Schneefall einsetzt, zog ich den abgenutzten Bremsschuh aus der Halterung, suchte in der Lenkertasche nach dem Ersatz und montierte mit mittlerweile Kälte-tauben Fingern Bremsschuh und Splint.

Dann ging es in voller Schussfahrt über 15 km rund 600 Höhenmeter herunter. Unterwegs begann es zu regnen. Und ein Blick zurück zeigte uns, wie knapp wir dem Wetter dort oben entkommen waren: Das gesamte Bergmassiv samt Passstraße lag mittlerweile in der Wolke. Wir steuerten mit Rückenwind und leichtem Gefälle weiter talwärts.

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An der ersten Tankstelle prüfte ich meine Hinterradfelge auf Riefen und stellte bei Annetts Rad beide Bremsen nach. Das winterliche Wetter der letzten Tage hatte den Verschleiß an beiden Rädern enorm beschleunigt.

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Während ich an den Rädern schraubte,  kam ich mit Mustafa ins Gespräch. Er war LKW-Fahrer und hatte mehrere Jahre in Deutschland gearbeitet. Als er uns zum Essen in das Restaurant der Tankstelle einladen wollte, lehnten wir dankend ab, weil wir dann mit der Zeltplatzsuche in die Dunkelheit kommen würden. Daraufhin organisierte er uns einen Schlafplatz im Restaurant und lud uns trotzdem zum Essen ein. Was für ein Tagesausklang.

Sonntag, 14.2.16

Über Nacht hatte sich der Haushund an unserer Deutschland-Fahne zu schaffen gemacht: Der Bambusstock war zerbrochen, die Fahne lag zerlöchert zwischen den Hundepfoten und das Gummiband zur Befestigung der Fahne war abgekaut. Das war’s dann erstmal mit unserem Banner am Fahrrad.

Es regnete, aber es war deutlich wärmer hier unten. Nach einigen km Berg- und Tal-Fahrt ging es mit 10 % Gefälle hinunter ins Tal. Auf der regennassen Fahrbahn war das nicht ganz ungefährlich. Und man bremst ja nur ungern in der Abfahrt. Die Schussfahrt führte bis in die Stadt Tokat. Malerisch zwischen den Felsen gelegen, pulsierendes Leben auf der Hauptstraße, die mitten durch das Zentrum führt und viele interessante alte Gebäude. Wir kauften Lebensmittel und machten Pause.

Auf der Suche nach Spiritus wurde ein halber Straßenzug mit eingebunden und es entwickelte sich eine Kette von Einladungen: erst eine Runde Tee vor dem Laden, dazu ein Teilchen vom Bäcker nebenan, dann von gegenüber zwei Döner, zum Döner von einer anderen Imbissbude eine Einladung in den warmen Raum und erneut Tee. Nach vielen netten Gesprächen mit den Einwohnern verließen wir nach zwei Stunden ohne Spiritus, aber pappsatt, die Stadt Richtung Amasya. Von der kürzeren Strecke nach Ünye wurde uns mehrfach abgeraten: zu gefährlich.

Als wir Turhal erreichten, war es schon dunkel. Wir wollten an einer Tankstelle unsere Wasserflaschen auffüllen und wurden direkt vom Tankwart, einem weiteren Mitarbeiter und zwei Jugendlichen quasi interviewt und nach kurzer Zeit zum Selfie-Objekt für alle („das bin ich mit den Reiseradlern aus Deutschland“). Wir fragten nach einem Platz für das Zelt, doch das hätte der Kangal hinter dem Haus nicht lautlos zugelassen. Stattdessen überließ man uns einen Raum im Nebengebäude. Der Tankwart machte sogar noch den Kaminofen an.

Montag, 15.2.16

Vor dem Aufbruch gab es noch eine Runde Tee, eine herzliche Verabschiedung und eine Brotspezialität aus dieser Region als Wegzehrung vom Tankwart mit ins Gepäck.

AmasyaUnser Weg führte auf relativ ebener Straße zwischen den Bergen hindurch. Amasya erreichten wir kurz vor der Dunkelheit. Sagenhafte Felsen schließen den Ort von allen Seiten Kessel-artig ein. Oben auf dem Berg befindet sich eine Burgruine. Die Hauptstraße schlängelt sich mit viel Stau durch den Ort. Erstaunlich, wie man auf so begrenztem Raum 100.000 Einwohner unter bekommt. Sehr sehenswertes Städtchen.

Dienstag, 16.2.16

Hinter Amasya wurden die Berge flacher und die Landschaft wechselte zu einer Ebene. Wir hatten heute sommerliche 25 °C und Sonnenbrandgefahr. Das genossen wir sehr nach den winterlichen Tagen seit Nigde. Vor einer Woche noch mussten wir mit -15 °C fertig werden.

So langsam fangen wir auch an zu rechnen, ob wir mit den verbleibenden drei Wochen noch gut hinkommen für den Weg bis zur iranischen Grenze. Am 9.3.16 müssen wir die Türkei verlassen.

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Mittwoch, 17.2.16

Heute war der Tag der Abfahrten. Es ging herunter von 670 m auf 4 m in Samsun am Schwarzen Meer. Zusammen mit den 570 Höhenmetern, die wir heute zwischendurch noch erklimmen mussten, machte das insgesamt 1240 Höhenmeter. Und dieses Gefälle verteilte sich auf ganze 40 km! Abfahrt. Das war sagenhaft. Da störte uns auch nicht das mäßige Landschaftsbild entlang der Straße. Und mit 26 °C war es wieder sommerlich warm über den ganzen Tag. Im Einzugsgebiet von Samsun war es deutlich kühler.

Auf der Suche nach einem Zeltplatz wurden wir relativ schnell an einer Tankstelle fündig. Gegenüber der Tankstelle auf einem Rasen könnten wir das Zelt aufstellen. Nach einem Glas Tee durften wir dann sogar hinter der Tankstelle aufbauen. Das gefiel uns natürlich besser. Als wir das Zelt aufgebaut und komplett eingerichtet hatten, kam dann die Anweisung vom Chef: Zelten hinter der Tankstelle geht doch nicht. Wir mussten wieder abbauen, alles auf die Räder packen und auf der anderen Straßenseite erneut aufbauen. Das war etwas frustrierend.

Donnerstag, 18.2.16

Das beängstigend nahe Geräusch eines Baggers weckte uns um 7 Uhr. Da wurde tatsächlich direkt neben unserem Zeltplatz ein Weg per Raupe geebnet, keine 5 m vom Zelt entfernt. Es kam uns so vor, als wolle man uns mal richtig aufmischen am frühen Morgen. Doch der Baggerfahrer grüßte freundlich und der Bauleiter wünschte uns noch alles Gute für unsere Reise.

Nieselregen, klebrige Erde im Vorzelt, später Aufbruch und dann noch 200 Höhenmeter Aufstieg aus Samsun: da war die Hochstimmung vom gestrigen Tag schnell verflogen. Es blieb jedoch bei diesem einen Hügel. Der weitere Weg verlief ohne Steigung Richtung Trabzon. Das nutzten wir, um mal wieder 70 km voranzukommen. Der Regen hörte mittags auf, aber es blieb mit 8 °C deutlich kühler als in den letzten beiden Tagen.

Freitag, 19.2.16

Die Sonne schien kurzzeitig und wir hatten Gegenwind. Trotzdem fuhren wir ein strammes Tempo und übten uns im Windschatten-Fahren. Die Straße führt dicht am Schwarzen Meer entlang und landeinwärts beginnt hinter der Straße der Anstieg der Berge. Hinter Ünye hatten wir wieder mal einen Schutzengel: bei einem LKW, der uns gerade überholt hatte, platzte auf der rechten Seite ein Reifen. Keine 100 m vor uns. Es gab einen lauten Knall, eine dicke Staubwolke und der Fahrer brachte den LKW per Vollbremsung auf dem Seitenstreifen zum Stehen. Wäre das fünf Sekunden früher passiert, wer weiß, wie das für uns ausgegangen wäre?!

Hinter Fatsa gab es zwei Wege Richtung Ordu: die hügelige Küstenstraße und die Schnellstraße als Abkürzung per Tunnel. Es war kurz vor Einbruch der Dunkelheit und wir wählten die Tunnelstrecke. Diese Strecke entpuppte sich jedoch als Passstraße: Es ging hoch in die Berge, oben passierte man 5 Tunnel, der längste 3900 m lang, und dann ging es wieder runter. Auf halber Strecke wurde es dunkel und oben im Berg war es richtig kalt. Und ausgerechnet auf diesen 25 km Strecke gab es keine Tankstelle und keine Zivilisation an der Straße, wo man sich mal hätte aufwärmen können.

Direkt am Ende der Abfahrt lag der Ortseingang von Ordu, einer Großstadt mit 200.000 Einwohnern. Wir kämpften uns durch den nächtlichen Großstadtverkehr und fanden dann im Zentrum erstmalig seit 25 km die ersehnte Tankstelle. Wir wurden sofort in den warmen Mannschaftsraum eingeladen, bekamen einen heißen Tee und durften von unserer Reise erzählen. Ein Kollege bestellte Lamachun (Pide mit Gehacktem und Salat) für uns beim Imbiss nebenan. Wir durften noch nicht einmal bezahlen.

Aufgewärmt und satt ging es weiter durch Ordu. Dabei erreichten wir zwischenzeitlich die sagenhafte Tagesstrecke von 100 km und fanden am Ortsausgang an einer Tankstelle einen Zelt-tauglichen Platz. Als wir um 1 Uhr endlich im Schlafsack lagen, begann es zu regnen. Da wurde uns nochmal bewusst, wie viel Glück wir mit dem Wetter heute hatten, denn Regen war schon für den Nachmittag gemeldet.

Samstag, 20.2.16

Mittlerweile haben wir auf unserer Radreise 9000 km Gesamtstrecke erreicht.

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Trotz kurzer Regenschauern bekamen wir das Zelt halbwegs trocken verpackt. Dann ging es weiter Richtung Trabzon, wo wir uns am Dienstag die Iran-Visa beschaffen wollten. In Bulancak lag die größte türkische Moschee am Schwarzen Meer „Sarayburnu Camii“ auf unserem Weg.

Während der Besichtigung wurden wir vom Hodscha Veysel aufgegabelt und mitgenommen in das Büro des Imam. Der hieß uns herzlich willkommen und nach kurzer Unterhaltung über unsere Radreise waren wir zur Übernachtung bei ihm eingeladen. Der Hodscha zeigte uns noch die Moschee mit allen Details und den geplanten Ausbau der Umgebung auf Zeichnungen. In der Moschee finden bis zu 4000 Gläubige Platz; in der Hallenmitte steht ein Brunnen; Türen und Inneneinrichtung sind in Handarbeit reich verziert; jedes Detail zeugt von großer Hingebung.

Zurück an unseren Rädern, trafen wir Elisabeth & Remy, zwei Reiseradler aus Frankreich, die eine ähnliche Route geplant haben wie wir. Wir tauschten unsere Kontaktdaten aus und waren uns alle sicher, dass wir uns noch öfter über den Weg laufen werden in den kommenden Monaten. Die beiden wollen über Georgien und Armenien in den Iran und später über Pakistan nach Indien fahren. Georgien und Armenien wäre auch für uns eine gute Alternative gegenüber der Route durch die kalten türkischen Berge bei Kars. Aber Pakistan hatten wir wegen der Gefahren in der Kashmir-Region verworfen. Wir waren gespannt auf ihre Erfahrung auf dieser Route.

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Bis zum abendlichen Treffen mit dem Imam hatten wir noch Zeit und schauten uns Bulancak an. An einer Art Marktzelt hielten wir an. Als wir merkten, dass es kein Markt war, lud man uns auch schon ein, Platz zu nehmen im Zelt. Wir waren mitten in Hochzeitsfeierlichkeiten gelandet. Es Zu Gast beim Imamgab Tee und eine warme Mahlzeit und viele Unterhaltungen mit den Anwesenden. Ein üblicher Bestandteil bei Hochzeiten in der Türkei: die Nachbarschaft wird verköstigt. So nimmt die ganze Straße an der Hochzeit teil. Und heute zufällig auch wir.

Nach dem Gebet um 18:30 lotste uns der Imam zu sich nach Hause. Im Kreis der Familie erlebten wir einen traumhaften Abend: eine reich gedeckte Tafel, den Komfort einer warmen, behaglichen Wohnung, das Angebot einer Waschmaschine und viele interessante Gesprächsthemen.

Sonntag, 21.2.16

Nach einer Nacht in einem richtigen Bett und einem Verwöhn-Frühstück verabschiedeten wir uns mit einem Geschenk und stürzten uns in einen waschechten Regentag. Wir hatten Rückenwind. Damit war die Liste der positiven Merkmale für heute aber auch schon am Ende. Nach zehn Minuten heftigem Regen war ich mir sicher, dass meine Regenjacke an beiden Armen völlig undicht ist, denn die Hemdsärmel waren klitschnass und eiskalt. Bei Annett lief Wasser in die Schuhe.

Wir nutzten jede Tankstelle zur kurzen Aufwärm-Pause, denn mit 6 °C war es richtig kalt. Als wir unseren Proviant auspackten, gab es vom Tankstellen-Team eine heiße Suppe als Bereicherung. Nach 55 km hatten wir dann aber einfach keinen Antrieb mehr und fanden glücklicherweise schnell einen Schlafplatz im Lagerraum einer Tankstelle. Am Heizstrahler trockneten wir dann Stück für Stück unsere Kleidung.

Montag, 22.2.16

Die Hoffnung auf einen regenfreien Tag war schnell zerschlagen. Es wurde wieder ein Regentag. Oben in den Bergen hatte es über Nacht geschneit. Bei diesem Wetter stieg der Verschleiß am Fahrrad enorm an: Die Kette war sandig und knirschte, das Bremsen hörte sich an wie 180er Schmirgel.

Hinter Görele fragten wir in einem Café nach einem Fotografen für Passfotos. Annett muss auf dem Passfoto für das Iran-Visum mit Kopftuch abgelichtet sein. Es gab zwar keinen Fotografen, aber wir wurden sofort eingeladen auf einen Tee sowie Brot mit Oliven. Kurz vor der Dämmerung wollten wir dann weiterfahren. An meinem Fahrrad angekommen, sah ich am Vorderrad einen Plattfuß. „Das muss doch jetzt nicht sein“, dachte ich; aber an der Reparatur führte kein Weg vorbei. Die Reparatur dauerte natürlich deutlich länger als gewöhnlich, weil man bei tiefer Dämmerung nicht mehr viel sieht. Ein Passant spendete mir noch Licht über sein Smartphone.

Als wir wieder startklar waren, war es dunkel. Wir fuhren weiter und fragten an der nächsten Tankstelle nach einem Schlafplatz. Die Terrasse war zu windig, der Abstellraum war sehr klein, aber okay. Dann kam der Patron und signalisierte uns, wir sollen in seinen Wagen steigen; er fährt uns zu einem besseren Schlafplatz. Außer Schlafanzug und Zahnbürste bräuchten wir wohl nichts.

Er fuhr uns zu einem Bootshaus 500 m von der Tankstelle entfernt. Kein Licht, keine Heizung, keine Wärmedämmung, zwei einfache Betten mit zwei Decken, etwas Wasser, ein Toilettenhaus 30 Meter hinter dem Bootshaus, das wars. Unsere Fahrräder standen derweil samt Gepäck an der Tankstelle. Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen. Wir wollten heute Abend eine warme Mahlzeit kochen. Das fiel für heute schon mal aus. In der Erwartung einer kalten Nacht waren mir die dünnen Decken zu wenig. Nachdem sich unser Gastgeber verabschiedet hatte, lief ich zur Tankstelle zurück und holte unsere Schlafsäcke und einige andere nützliche Dinge nach.

Dienstag, 23.2.16

Dank unserer Schlafsäcke haben wir nicht gefroren in der Nacht. Am Morgen hatten wir 3 °C in der Hütte. Wir packten unsere Sachen und liefen zur Tankstelle zurück. Wie angekündigt, schien die Sonne. Nach 3 Tagen Regen tat uns das gut, wenn es auch mit 6 °C recht kalt blieb. Wir waren noch keine 20 km gefahren, da war mein Vorderreifen schon wieder platt. Und diesmal fand ich den Übeltäter im Mantel, der wohl auch das gestrige Loch verursacht hatte: Ein dünnes Stück Draht steckte senkrecht im Mantel und war nur in einer Richtung fühlbar. Gestern hatte ich die Innenseite des Mantels wohl in der falschen Richtung abgetastet, sonst hätte ich den Draht gestern schon bemerkt.

Als ich fast fertig war mit der Reparatur, trafen Remy & Elisabeth ein, die beiden Radler als Frankreich, die wir vor 2 Tagen schon getroffen hatten. Wir beschlossen, bis Akcaabat gemeinsam zu fahren. Unsere Frauen benötigen biometrische Passfotos mit Kopftuch für das Iran-Visum und ich wollte die Kaukasus-Karte  von Remy fotokopieren lassen, für den Fall, dass wir keine geeignete Karte finden und unseren Routenplan Richtung Georgien und Armenien ändern. Ein Fotoshop war schnell gefunden und ein deutsch-sprechender Landsmann half bei der Übersetzung. Es gab eine Runde Tee im Fotoshop und der Fotograf arrangierte aus Spaß noch ein Gruppenfoto mit uns 4 Radlern und dem Dolmetscher.

Dann fuhren wir bis Trabzon, wo wir morgen unsere Iran-Visa beschaffen wollten. Die Sonne war mittlerweile hinter einer Wolkenschicht verschwunden und über Trabzon lag eine Smog-artige Dunstwolke. Wir fuhren durchs Zentrum und suchten möglichst nah bei der iranischen Botschaft einen Zeltplatz. In einem Park wurden wir fündig.

Mittwoch, 24.2.16

Wir machten uns zeitig auf den Weg zur iranischen Botschaft, denn wir wollten uns nicht stundenlang in der Warteschlange die Beine in den Bauch stehen. Zu unserem Erstaunen gab es keine Warteschlange. Nachdem wir es durch die beiden Hochsicherheits-Schleusen (man muss dem Botschaftspersonal schon gefallen, um hereingelassen zu werden) in die Innenräume geschafft hatten, brachten wir unser Anliegen vor und erhielten umgehend die Hiobsbotschaft, dass es ohne Referenznummer kein Visum gibt. Das war 2015 noch anders für Durchreisende. Wir erhielten einen Schnipsel mit 4 Internetadressen und den Hinweis, man kenne keine Details zur Beschaffung dieser Referenznummer.

Also raus aus der Botschaft, ein Internetcafé gesucht und nach dem Prozedere zur Beschaffung der Referenznummer recherchiert. Es gleicht einem Spießrutenlauf: auf jeder der Websites ist die Visa-Beschaffung anders beschrieben (das kannten wir schon aus der Vorbereitungsphase vor dem Start unserer Reise). Aber der Begriff „Referenznummer“ taucht nicht auf. Man muss sich aus den schlecht übersetzten Beschreibungen den richtigen Weg zusammenreimen.

Ich füllte zwei Online-Formulare aus, in der Hoffnung, alles richtigzumachen, und lief zurück in die Botschaft, weil noch Fragen offen waren. Das Personal war jetzt etwas entspannter als am Morgen. 3 bis 7 Tage dauert die Beschaffung der Referenznummer. Dann hat man 30 Tage Zeit, in der Botschaft, die man im Antrag angegeben hatte, sein Visum zu beantragen.

Weil wir gestern entschieden hatten, Georgien und Armenien in unsere Reise mit einzubinden, kam die georgische Hauptstadt Tbilisi für die Visa-Beschaffung infrage. So müssen wir jetzt nicht bis zu sieben Tagen in Trabzon verweilen. Ein weiterer Risikofaktor ist das persische Neujahrsfest: zwischen 5.3. und 3.4. ist die Visa-Beschaffung schwieriger oder unmöglich. Unsere geplante Visa-Beschaffung fällt genau in dieses Zeitfenster. Wir sind gespannt, ob das alles so funktioniert.

Unsere gestrige Routen-Änderung auf Einbindung Georgiens und Armeniens erschien uns immer interessanter: durch die Berge auf türkischem Gebiet ab Hopa über Artvin, Ardahan, Kars und Igdir zur türkisch-iranischen Grenze hätten wir auf 470 km Strecke in Summe 9000 Höhenmeter zu bewältigen und in Kars gäb es noch viel Schnee und eisige Temperaturen. Über Georgien und Armenien sind es weniger Höhenmeter.

Um dann noch die Berge Armeniens zu umfahren, müssten wir mit Visa für 120 US-Dollar über eine landschaftlich eher langweilige Strecke in Azerbaijan fahren. Das hatten wir verworfen. Mitte 2015 gewährte Georgien übrigens noch 90 Tage Aufenthalt ohne Visum. Derzeit sind 365 Tage erlaubt. So schnell ändern sich die Einreisebestimmungen.

Mittags trafen wir uns dann mit Remy und Elisabeth und tauschten unsere Erfahrungen zum Thema Visa aus. Die beiden wollten eine Agentur beauftragen, die Referenznummer zu beschaffen. Den Rest des Tages nutzten wir für eine ausgedehnte Shoppingtour im Forum Trabzon, einer riesigen Einkaufs-Galerie.

Donnerstag, 25.2.16

Es regnete leicht. Wir nutzten eine trockene Phase zum Aufbruch. Als wir gegen Mittag am Straßenrand kurz anhielten, kam jemand mit zwei Fisch-Brötchen auf uns zu und lud uns ein, mit an den Grill zu kommen. Dort standen 20 Meter von uns entfernt sechs Männer neben einem Grill um einen Tisch herum, auf dem sich frisch gegrillter Fisch, Brot und Zwiebeln befanden. Wir durften uns dazu stellen und genossen den Fisch und diese sagenhafte Gastfreundlichkeit. Dann ging es weiter Richtung Rize.

Seit Samsun fahren wir jetzt schon auf dieser Küstenstraße am Schwarzen Meer entlang. Landschaftlich ist der gesamte Küstenstreifen eher reizlos und es tummelt sich viel Verkehr auf dieser Straße. Die wahre Schönheit dieser Region erschließt sich einem erst, wenn man hochfährt in die Berge. Für uns mit Fahrrad und Gepäck leider zu anstrengend.

Am Nachmittag wurde aus den wenigen Regentropfen ein kräftiger Regenschauer, die uns bis in den Abend das Radeln sehr unangenehm machte. Mir lief dabei wieder das Wasser durch die undichte Jacke an den Armen herunter. Etwas zermürbt fanden wir dann vor Rize in einem Rohbau neben einer Tankstelle einen Schlafplatz ohne Zeltaufbau.

Freitag, 26.2.16

In Rize probierten wir die Gebäck-Spezialität der Stadt: die Teigkringel. Dann stand die Reparatur von Annetts Packtasche auf dem Plan. Von der unteren Halterung war eine Schraube verloren gegangen. Mit einer Skizze und der Ortskenntnis eines Metallwarenhändlers fand sich schnell ein Geschäft mit passendem Schrauben-Sortiment und dem entsprechenden Werkzeug.

Dann Mittagspause am Buffet und Gözleme, eine gefüllte Teigtasche, frisch gebacken an einem Straßenstand. Rize ist sehenswert. Die Hochhäuser-Schluchten geben immer wieder den Blick frei auf die steilen Berghänge unmittelbar hinter den Häuserreihen. Die Berggipfel verschwanden in Nebelwolken, die sich am Nachmittag immer tiefer herab ließen. Wir waren in einem Teeanbaugebiet angekommen. Jeder Hang, jede Terrassenstufe, jeder Quadratmeter wird für den Anbau einer speziellen Teesorte genutzt. Die hohe Niederschlagsmenge in dieser Region liefert beste klimatische Bedingungen und lässt jährlich drei Ernten zu. In den Dörfern ab Rize dreht sich alles um die Teeverarbeitung. Große Teefabriken säumten unseren Weg.

An einer Tankstelle machten wir Pause. Ein Tankwart stellte uns Tisch und Stühle zur Verfügung und brachte uns noch ein süßes, türkisches Gebäck. Da kamen wir uns vor, wie in einem Restaurant mit Terrasse.

Wir fuhren heute noch bis in die Abenddämmerung. Der Nebel war mittlerweile bis auf Bodennähe heruntergekommen. Wir suchten vergeblich nach einem Zeltplatz zwischen Teeanbau und dem steilen Gelände. Dann fragten wir in einer Moschee. Der Hodscha bot uns einen Raum in der Moschee an und seine deutsch-sprechende Frau lud uns in deren Wohnung an der Rückseite der Moschee ein. Dort gab es ein Dinner im Kreis der Familie und eine Einladung zum Frühstück.

Samstag, 27.2.16

Nach dem gemeinsamen Frühstück und einer herzlichen Verabschiedung ging es auf ebener Straße bei Sonnenschein weiter an der Küste entlang. Hinter Pazar kamen dann die eingeschneiten, bis zu 4000 m hohen Berge des „Kackar Daglari“-Gebirges zum Vorschein. Eine imposante alpine Kulisse. Nach einer Pause mit WiFi in Ardesen fuhren wir noch weiter bis Findikli und schon wurde es wieder dunkel. Die Tage sind immer noch zu kurz.

Sonntag, 28.2.16

Es war Regen gemeldet und ab 8 Uhr kam der auch bei uns an. Dafür schob uns der Rückenwind zügig weiter Richtung Hopa, unserer letzten größeren Stadt vor der türkisch-georgischen Grenze.

In Arhavi zog es uns auf eine Portion Lamachun ins Restaurant. Als der Regen stärker wurde, flüchteten wir uns in den Aufenthaltsraum einer Tankstelle. Doch es regnete sich ein und so fuhren wir nach einer ausgedehnten Pause durch den Regen weiter.

Als wir in Hopa eintrafen, feierten die Anwohner gerade per Auto-Corso mit Fahnen, Schals und Hupkonzerten ihren Sieg über eine andere Fußballmannschaft der Region. Chinakracher knallten auf der Straße, jubelnde Fans saßen in den offenen Fenstern der fahrenden Autos, Busse beteiligten sich mit Hup-Fanfaren an der Feier und wir lotsten unsere Räder bei Regen durch dieses chaotische Verkehrsgewühl.

Abends wurde der Regen stärker. Da waren wir froh, nach etwas mühsamer Suche doch noch einen Schlafplatz in einem Gebäude zu finden. Zeltaufbau in Dunkelheit bei strömendem Regen ist ja nicht angenehm.

Montag, 29.2.16

Nebel am Schwarzen MeerStatt Regen hatten wir heute dichten Nebel und eine unangenehm feuchte Kälte. Hinter Hopa merkt man die Nähe zur Grenze: die ersten georgischen Schriftzüge, wenig Zivilisation, viel Schwerlastverkehr. Viele Tunnel beinhaltet die Straße hier; die Berge steigen stellenweise so steil aus dem Schwarzen Meer empor wie in den norwegischen Fjorden. Da bleibt kein Platz für eine Straße ohne Tunnel. Um 11 Uhr waren wir dann an der Grenze zu Georgien.

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Resümee Türkei

Wir wussten schon vor unserem Reisestart, dass es uns in der Türkei kalt erwischen wird. Aber es traf uns härter als erwartet. Und am Ende haben uns die vielen Einladungen und vor allem die Gastfreundlichkeit an den vielen Tankstellen die Reise etwas wärmer gestaltet. So gab es immer und überall Tee und heißes Wasser und an manchen Tagen auch einen warmen Schlafplatz im Gebäude.

Insgesamt sind wir in den 3 Monaten 3000 km durch die Türkei geradelt und haben dabei 22.500 Höhenmeter bewältigt. Wir erlebten zahlreiche Ruinen antiker Städte, eine interessante Berglandschaft und sehr freundliche Menschen.

 

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